Sie sehen aus, als seien sie zu kurz gekommen. Dabei ist nichts weniger der Fall. Die Hosen gehen reihenweise ein, egal wie weit oder eng sie geschnitten sind. Entscheidender Parameter ist derzeit der nackte Knöchel. Wenn er nicht freiliegt (und das sogar bei den Männern und im Winter), dann stimmt etwas nicht.

Und so flattern derzeit allen, die modisch was auf sich halten, die Hosensäume um die Knöchel. Früher hätte man diesem Typus Hose wohl die Bezeichnung "Hochwasser" vorangestellt. Getragen wurden jene Hochwasserhosen von frechen kleinen Stöpseln, Typus Michel aus Lönneberga: Wer ständig was ausheckt, darf nicht noch über seine Hosenbeine fallen. Deshalb wurden die Hosenbünde eifrig hochgezogen und die Säume hochgekrempelt.

Das halten die ewig Junggebliebenen, die Hipster und die Möchtegerns in den letzten Jahren nicht anders. Allerdings aus anderen Gründen: Die klotzigen Sneakers und die richtigen Strümpfe müssen ins rechte Licht gerückt werden, sonst würde sich ja der ganze Aufwand, die sorgfältige Selektion und Inszenierung der neuesten Ware am eigenen Körper, nicht lohnen!

Luftige Sache: Bei Monki enden die Hosen zwei Handbreit über dem Knöchel.
Foto: Hersteller

Dabei zeigt sich: Nicht nur die eng anliegenden Skinnies werden untenrum verkürzt, sondern auch alle anderen Hosenformen. Die luftigen Culottes sind die Ausgehuniform Nummer zwei – gleich nach den Röhrlhosen.

Culottes, die Ausgehuniform Nummer zwei.

Und dann wären da noch all die Siebziger-Vibes, die sich zwischendrin bemerkbar machen: Beim französischen Modehaus Chloé, wo die neue Kreativchefin Natacha Ramsay-Levi die Kollektionen betreut, bedeutet das: Hosen, die in der Mitte des Unterschenkels leicht ausgestellt auslaufen, erlauben einen Blick auf geschnürte Boots – was für eine willkommene Abwechslung zwischen all den nackten Knöcheln!

Beim französischen Modehaus Chloé werden unter den gekürzten Hosen hochgeschnürte Boots sichtbar.
fashiongonerogue

Allen Hochwasserhosenträgern sei jedenfalls gewünscht, dass der Frühling jetzt auch wirklich kommt. Dann können die Boots zu Hause bleiben – ohne dass sich die Träger eine Erkältung einfangen. (Anne Feldkamp, 29.3.2018)


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