Die Künstlerin Verena Dengler.

Foto: Hanna Putz / Die Photographische Sammlung / SK Stiftung Kultur

Die "Jungbauern" aus dem Jahr 1914.

Foto: August Sander Archiv, Köln, VG Bild-Kunst, Bonn, Courtesy Galerie Johannes Faber

Eine Woche lang hat sie sich in der Galerie Westlicht austoben können. Die Fotografin Hanna Putz hat die Zeit genutzt, und zwar bis zur allerletzten Minute. Die Österreicherin war von Kuratorin Rebekka Reuter eingeladen worden, auf eine Ausstellung von August Sander zu reagieren – und zwar nicht irgendeine. Sander hatte seine 70 Arbeiten starke Präsentation rund um den Porträtzyklus "Menschen des 20. Jahrhunderts" 1963, ein Jahr vor seinem Tod, noch selbst konzipiert.

Seine Zusammenstellung ist jetzt zum ersten Mal in Österreich zu sehen, mit der Schau von Hanna Putz bekommt sie noch dazu einen zeitgenössischen, weiblichen Sidekick. Die österreichische Fotografin, die derzeit in Berlin lebt, hat über den "Begriff des Porträts nachgedacht", herausgekommen ist eine Zusammenstellung von rund 15 Bildern. Sie zeigen vor allem Frauen ihrer Generation, Freunde und Bekannte von Putz (oben im Bild ist die Künstlerin Verena Dengler zu sehen). Statt sich wie Sander mit der sozialen Zugehörigkeit von Menschen auseinanderzusetzen (oben im Bild die "Jungbauern" aus dem Jahr 1914), will Putz "verstehen, was Menschsein bedeutet". Ihre Aufnahmen bildeten Gefühlsmomente ab, erklärt sie.

Aufbereitet hat sie ihre gar nicht klassischen Arbeiten mit einer klassischer Rahmung, sie solle der Ausstellung einen "intimen Charakter" verleihen. Aber nicht nur das. Putz will einen augenzwinkernden Link herstellen – zu jenem Pionier der dokumentarisch-konzeptuellen Fotografie, der seine Arbeiten selbstverständlich in Rahmen steckte. (Anne Feldkamp, RONDO, 30.3.2018)