Karibus ziehen durch den eisigen Norden Kanadas.
Foto: Jeff Turner

Santa Fe – Rentiere sorgen für einige der spektakulärsten Wanderungen im ganzen Tierreich: Im Zuge ihrer jahreszeitlichen Migration können sich vorübergehend Herden von hunderttausenden Tieren zusammenfinden. Ein solches Gewimmel ist aber keine gleichförmige Masse, berichtet nun ein internationales Forscherteam im Journal "Philosophical Transactions of the Royal Society B". Innerhalb der Herde verhalten sich die Tiere ganz unterschiedlich.

Das Team um Andrew Berdahl vom Santa Fe Institute in den USA und Colin Torney von der Universität Glasgow setzte erstmals Flugdrohnen ein, um eine Rentierwanderung im Detail zu analysieren – im konkreten Fall die (nicht ganz so gewaltige) Wanderung von Karibus zwischen der arktischen Victoria-Insel und dem kanadischen Festland. Die Aufzeichnungen der Drohnen wurden anschließend dazu verwendet, innerhalb der Massenbewegung die jeweiligen Pfade der einzelnen Individuen zu identifizieren.

Muster

Es zeigten sich klare Verhaltensunterschiede, und diese ließen wiederum Muster erkennen. Kälber beispielsweise erwiesen sich als hoch sozial und suchten ständig Kontakt zu Artgenossen. Ausgewachsene Bullen hingegen blieben lieber für sich. Die Forscher sprechen ganz generell von enormer Variation zwischen den Geschlechtern sowie zwischen den verschiedenen Altersgruppen.

Ein anderes Muster, das sich abzeichnete, nennt Berdahl einen stark asymmetrischen Informationsfluss innerhalb der Herde. Dieser kommt offenbar dadurch zustande, dass sich die Tiere viel stärker an den Artgenossen orientieren, die vor ihnen laufen, als an ihren "Nebenmännern". Der Forscher betont, dass die moderne Technologie damit bestätigt, was die in der Region einheimischen Inuit längst wissen: Nämlich dass Leittiere den Rest der Herde auf ihrem Pfad mitziehen. (red, 30. 3. 2018)