Ab Juli kann bei Staus auf einer vier Kilometer langen Strecke der A4 nahe Wien der Pannenstreifen benutzt werden. Auf dem Foto handelt es sich um den Knoten Prater, der allerdings nicht zur Teststrecke gehört.

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Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) sprach am Mittwoch vom neuen Pannenstreifen-Projekt.

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Der betroffene Abschnitt zwischen Simmeringer Haide und Schwechat.

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Wien – Ein Teil des Pannenstreifens der Ostautobahn (A4) soll ab Juli bei Staubildung für den Verkehr freigegeben werden, kündigte Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) am Mittwoch an. Das Projekt soll später auf ganz Österreich ausgeweitet werden und sei Teil der Klimastrategie der Regierung, denn Stau sei ein wichtiger CO2-Faktor. Es handle sich um eine "international bewährte Antwort auf die aktuellen Herausforderungen durch das steigende Mobilitätsbedürfnis".

Konkret soll mit Juli der Pannenstreifen der A4 zwischen Schwechat und Simmeringer Haide freigegeben werden, wenn es zu Stau kommt. Bei diesem vier Kilometer langen Stück handle es sich um einen "Hotspot" der Staubildung. Wird der Pannenstreifen freigegeben, steht eine zusätzliche Fahrspur zur Verfügung, begründet der Minister das Vorhaben. Eine Öffnung des Pannenstreifens schlugen zuletzt auch die Tiroler Neos im Landtagswahlkampf vor.

ÖAMTC sieht nicht nur Vorteile

Der ÖAMTC hat sich bereits positiv zu den Plänen geäußert. Es sei keine neue Idee, den Pannenstreifen zu öffnen, "allerdings bekommt sie im Zusammenhang mit dem EU-Ratsvorsitz Österreichs ab Juli dieses Jahres eine besondere Dringlichkeit", sagt ÖAMTC-Chefjurist Martin Hoffer. Allerdings: Man opfere den für die Sicherheit sehr wichtigen Pannenstreifen. Deswegen werde ein begleitendes Tempolimit unvermeidbar sein.

Abgesehen davon müssten in kurzen Abständen Pannenbuchten eingerichtet werden, um bei fehlendem Pannenstreifen doch noch eine Notabstellfläche zu haben. "Darüber hinaus würde bei Schaffung eines dritten Fahrstreifens automatisch das Fahrverbot für Lkws auf der dritten Spur wirksam werden, das bei zweistreifigen Autobahnen nicht gilt", sagt Hoffer.

Außerdem muss laut dem Chefjuristen noch geklärt werden, wie die Bodenmarkierungen aussehen sollen und wie die Rettungsgasse gebildet werden soll. Er tritt für eine durchgehende Beobachtung des kritischen Autobahnstücks mit Video und Zivilstreifen ein.

Neue Webcams

Laut Asfinag kann die Sicherheit gewährleistet werden: Der Abschnitt werde von 27 neuen Webcams "lückenlos erfasst". Vor jeder Freigabe erfolge eine Sicherheitsüberprüfung durch die "Traffic Manager", das mobile Spezialteam der Asfinag. Erst danach gebe es "grünes Licht" – die Verkehrsmanagement-Zentrale in Wien-Inzersdorf schaltet dann die Anzeigen für die 3,8 Kilometer frei.

Der geöffnete Pannenstreifen werde direkt darüber auf den elektronischen Überkopfwegweisern mit einem grünen Pfeil signalisiert, außerdem rechts neben der Fahrbahn durch das Anzeigen der dritten Fahrspur. Sind diese Anzeigen nicht aktiv, ist das Befahren des Pannenstreifens nicht erlaubt. Sobald die Verkehrsbelastung zurückgeht, sperrt die Asfinag den Pannenstreifen wieder.

Fragen zu Pannen und Rettungsgasse

Bei Pannen sollten Lenkerinnen und Lenker das Auto nach Möglichkeit in einer der beiden neu errichteten Pannenbuchten abstellen, um den nachfolgenden Verkehr nicht zu behindern, heißt es vom Ministerium. Bei Pannen oder Unfällen werde der Pannenstreifen von der Zentrale Inzersdorf auch umgehend geschlossen.

Die Rettungsgasse sei bei stockendem Verkehr genauso zu bilden wie auf Autobahnen und Schnellstraßen mit drei Fahrspuren: Die Fahrzeuge auf dem linken Fahrstreifen bleiben ganz links, die Fahrzeuge auf dem mittleren Fahrstreifen und auf dem Pannenstreifen (also der dritten Spur) ordnen sich rechts ein. Einsatzfahrzeuge benutzen die freie Gasse zwischen der ersten und der zweiten Kolonne.

Viel Verkehr in kommenden Tagen

"Hotspots" wird es in den kommenden Tagen auf Österreichs Straßen gleich mehrere geben: Da in zehn deutschen Bundesländern die Osterferien zu Ende gehen, rechnet der ÖAMTC mit einem entsprechend intensiven internationalen Reiseverkehr. Erfahrungsgemäß wird dieser schon ab Mitte der Woche einsetzen und sich auf mehrere Tage verteilen.

Mit starkem Aufkommen ist dabei aus Ungarn zu rechnen. Verzögerungen können sich auf der A4 am Grenzübergang Nickelsdorf und vor einer Wochenendbaustelle bei Schwechat ergeben. Im weiteren Verlauf wird es wohl vor den Grenzübergängen zu Deutschland auf der A8 bei Suben und auf der A1 am Walserberg wegen Polizeikontrollen zu Zeitverlusten kommen.

Schnee sorgt für noch mehr Verkehr

Ein Zeitpolster empfiehlt sich am Wochenende bei der Anreise zum Flughafen Schwechat. Von Wien kommend steht auf der A4 zwischen Simmeringer Haide und Knoten Schwechat von Samstag, 20 Uhr bis Montag, 5 Uhr nur eine Fahrspur zur Verfügung. Von Samstag, 18 Uhr bis Sonntag, 15 Uhr wird die einspurige Verkehrsführung in Richtung Wien ebenfalls zu Verzögerungen führen.

Aufgrund der ausgezeichneten Schneelage rechnet der ÖAMTC auch mit sehr starkem Verkehr auf den Zufahrten zu den Skigebieten, insbesondere Richtung Arlberg und Montafon. Zudem finden in Silvretta-Montafon und Golm zum Saisonschluss Open-Air-Konzerte statt. Staugefährdet sind die Arlberg-Schnellstraße (S16) und die Montafonerstraße (L188). Die Rückreise nach Deutschland wird auch auf der Rheintalautobahn (A14) spürbar sein. (APA, red, 4.4.2018)