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Camille Paglia ist eine streitbare wie streitlustige Feministin.

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Götz Kubitschek, Chef des Antaios-Verlags.

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Sie ist eine streitbare und launige Vertreterin ihrer zuweilen sehr ernsten Zunft. Mann und Frau seien nun einmal biologisch verschieden, meint Camille Paglia. Machtverhältnisse gehören für sie zur Sexualität, Aufpasser im Kampf gegen Sexismus lehnt sie ab, denn Frauen müssten selbst lernen zu kontern. Weibliches Karrierestreben findet sie fragwürdig.

Viele Kollegen wieder um finden daher Paglia fragwürdig. Die 71-Jährige hat aber nicht nur mit anderen Feministinnen Brösel. Auch Linke sind auf ihre Theorien, die etwa am menschengemachten Klimawandel zweifeln, nicht gut zu sprechen. Doch ihre Bücher, oft von Verlagen abgelehnt, sind Bestseller.

Das Buch im Zentrum der Aufregung versammelt Aufsätze Paglias seit den 1990ern. Nicht nur in diesem von 1997 hat der Verlag Änderungen vorgenommen.

Jetzt tat Paglia sich schwer damit, für ihr jüngstes Buch "Free Women, Free Men" ein deutschsprachiges Publikationsorgan zu finden. Gelandet ist sie in ihrer Not letztlich bei Antaios, dem Hausverlag der deutschen Identitären. Doch dessen Chef Götz Kubitschek hat die Amerikanerin gehörig vor den Kopf gestoßen. Er und seine Frau Ellen Kositza haben massiv und ohne Rücksprache Titel und Vorwort des Textes geändert, Kapitel gestrichen.

Zu viel der alternativen Fakten

Man kennt alternative Fakten ja von rechts. Das war nun aber auch Paglia, die in den USA gerne von Breitbart und Co zitiert wird, neu und zu viel. Sie gab sich in der "Süddeutschen Zeitung" "schockiert", von der Schlagseite des Verlags habe sie nicht gewusst. Traditionellen Ehemodellen nicht abgeneigt, hat sie bei Tipps wie "Drum prüfe, wer sich bindet" wohl weggehört.

Jedenfalls distanziert Paglia sich von "Frauen bleiben, Männer werden". Und sie richtet aus: "Wenn die Ansichten einer Linken von anderen Linken unterdrückt werden, weil sie nicht konform sind, läuft etwas falsch."

Kubitschek hat als Vertreter der Rechten, die liberale gesellschaftliche Meinungen oft als "Gesinnungskorridor" anklagen, Paglia in seinen eigenen gepfercht. Dass die "Kampfhündin", wie Kositza Paglia im Vorwort nennt, nun gegen Antaios beißt, ist feinster Humor. (Michael Wurmitzer, 5.4.2018)