Doppelmayr schwebt bereits in höheren chinesischen Sphären. Mit der Olympiade in Peking könnte der Vorarlberger Seilbahn- und Liftbauer noch mehr Auftrieb bekommen.

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Peking/Wien – Wegen mangelnder Zeremonien werden sich Staats- und Regierungsspitzen Österreichs nicht beklagen können, wenn sie am Samstag in China ankommen. Alexander Van der Bellen und Sebastian Kurz sind kommende Woche mit der Unterzeichnung von Memoranden und Verträgen, Kranzniederlegungen und Empfängen ziemlich eingedeckt. Dass die Reise ein Erfolg wird, ist angesichts der bisher bekannten Eckdaten schon fast Gewissheit.

Heimische Betriebe sollen 30 Verträge im Wert von 1,5 Milliarden Euro unterzeichnen. Doch wie in China üblich, wird so manches ins Zeremoniell und Zahlenmaterial gepackt, was schon fix ausgemacht ist. Einige Abschlüsse wären auch ohne Zutun der hohen Diplomatie gelungen, meinen Eingeweihte. So hat beispielsweise der Wiener Neustädter Kleinflugzeugbauer Diamond Aircraft seit Jahresende mit Wanfeng Aviation einen neuen Eigentümer. In Österreich soll kräftig investiert werden – auch in Forschung, mit oder ohne Staatsbesuch.

Ein anderes Investment der Chinesen wird ebenfalls aufgewärmt. Der Mischkonzern HNA hat die Fondsgesellschaft C-Quadrat übernommen. Das wäre an sich noch keine große Schlagzeile wert, doch über Österreich lief dann ein fetter Deal: HNA wurde via Wien zum Großaktionär der Deutschen Bank. "Es werden auch Aufträge und Investitionen unterschrieben, die vielleicht auch ohne Besuch zustande gekommen werden", umreißt Österreichs Handelsdelegierter in Peking, Martin Glatz, die Situation.

Türöffner

Unterschätzen solle man die Kontakte dennoch nicht, dienten sie doch als Türöffner für Firmen und brächten ihnen den Rückhalt, den man in China brauche. Auch Georg Zanger hält den bisher größten Auslandsbesuch Österreichs – neben Van der Bellen, Kurz und den Wirtschaftsbossen fahren vier weitere Minister sowie Vertreter von Kultur und Wissenschaft mit nach China – für eine "tolle Sache". Der Anwalt leitet die Austrian Chinese Business Association und hat große Visionen. Wien könne zur chinesischen Drehscheibe im Europageschäft werden, meint er.

Zanger spricht dabei unter anderem die Banken oder die Verkehrswege wie die Seidenstraße an. Die ÖBB baut beispielsweise ihr Frachtgeschäft aus, Bahnchef Andreas Matthä wird in Chengdu einen Güterzug auf die Reise nach Europa schicken.

Das Reich der Mitte bietet nicht nur Absatz- und Investitionschancen, sondern mit den Olympischen Spielen 2022 in Peking winken auch Extraaufträge. Sollten die Chinesen dem Ruf ihrer Führung folgen, würden 300 Millionen von ihnen aktive Wintersportler werden. Neben Skiherstellern, Textilunternehmen oder Anbietern von Zutrittssystemen (Skidata) könnte damit auch der Seilbahnchampion Doppelmayr frühzeitig Gold holen. Die Vorarlberger sind schon groß im Geschäft, beispielsweise mit der Seilbahn in Lushan im Südwesten des Landes. Aufträge für neun Skilifte im Alpinzentrum Chongli sollen folgen.

Walzwerk der Voest

Dazu kommen weitere Absatzbereiche. Die frühere Voest Alpine Industrieanlagenbau in Linz, die in Primetals aufgegangen ist, soll ein Walzwerk errichten. Das zeige auch, dass China weg vom heftig umkämpften Rohstahl hin zu höherer Qualität tendiere, sagt Glatz. Ebenfalls interessant: große chinesische Konzerne, die bei ihrer Auslandsexpansion österreichische Unternehmen mitnehmen. Der Anlagenbauer Andritz soll eine Wasserkraftkooperation mit dem Giganten Three Gorges (Drei Schluchten) eingehen.

Das Business steht im Vordergrund, Van der Bellen will aber auch einige Schattenseiten Chinas thematisieren. Menschenrechte und Umweltprobleme stünden auf der Agenda, sagte er im Vorfeld. Auch einen tierischen Einschlag hat die Reise. Schönbrunn soll nach dem Tod von Long Hui zwecks Vermehrung wieder ein Pandamännchen bekommen. (Andreas Schnauder, 6.4.2018)