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Protest in Moskau gegen die Sperre des Messengers

Foto: Reuters

Beim Vorgehen gegen den beliebten Messenger-Dienst Telegram haben die russischen Behörden Millionen von IP-Adressen blockiert, darunter hunderttausende von Cloud-Diensten von Google und Amazon. Die Aufsichtsbehörde Roskomnadsor sperrte nach Agenturberichten vom Dienstag knapp 18 Millionen IP-Adressen, die zur Nutzung von Telegram verwendet wurden.

Umfassende Blockade

Derzeit würden 18 Subnetze blockiert, sagte ein Roskomnadsor-Sprecher nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax. "Alle gehören zu Amazon oder Google." Die russischen Behörden hatten am Montag mit der Sperrung von Telegram begonnen. Richter hatten die Blockade angeordnet, nachdem der Online-Dienst den russischen Geheimdiensten die Entschlüsselung privater Chats verweigert hatte.

Telegram selbst nutzt einige Methoden, um den Netzwerkverkehr des eigenen Messengers zu verschleiern, und den Behörden so eine umfassende Blockade zu erschweren. Dabei reagiert die App nach Angaben der Entwickler auch gezielt auf Sperrversuche, was es für die Behörden eben so schwer macht, die Blockade auch tatsächlich umzusetzen. Dass hier ausgerechnet IP-Adressen von Google und Amazon gesperrt werden, liegt wiederum daran, dass Telegram die Cloud-Dienste der beiden Anbieter als Basis für seinen Service nutzt.

200 Millionen Nutzer

Telegram-Mitbegründer Pawel Duro schrieb auf seinem Kanal, es sei kein erheblicher Rückgang der Aktivität auf dem Messenger-Dienst festgestellt worden, weil die Russen das Verbot umgehen würden. "Ich danke euch russischen Telegram-Nutzern für eure Unterstützung und Treue. Danke, Apple, Google, Amazon, Microsoft, dass ihr euch nicht an der politischen Zensur beteiligt habt."

Während Telegram also bisher offenbar relativ unbeeindruckt weiterläuft, gibt es auch einige Kollateralschäden. So führt die Sperre der Amazon- und Google-IPs dazu, dass der Messenger Viber, der ebenfalls diese Plattformen nutzt, zum Teil nicht mehr erreichbar ist. Auch die Kryptowährungsplattform Coinface berichtet von Problemen.

App-Zensur

Parallel dazu versuchen die russischen Behörden auch gegen die Verbreitung der Telegram-App selbst vorzugehen. So berichtet etwa APKMirror, dass man eine Anordnung von Roskomnadsor erhalten hat, demnach die Auslieferung des Telegram-Pakets für Android-Nutzer an russische Nutzer umgehend einzustellen sei.

Seit dem Start von Telegram im Jahr 2013 wuchs die Zahl der Nutzer auf über 200 Millionen. Besonders beliebt ist der Dienst wegen seiner starken Verschlüsselung bei politischen Aktivisten, er wurde allerdings auch schon von Extremisten genutzt.

Zello

Es ist übrigens auch nicht das erste Mal, dass Russland versucht unliebsamer Software mit solch umfassenden Blockaden beizukommen. So wurden bereits Ende März 15 Millionen zu Amazon gehörige IP-Adressen blockiert. Das damalige Ziel: Die Push-to-Talk-App Zello. (APA/red, 17.4.2018)