Georg Willi (Grüne) hätte seine Kontrahentin Christine Oppitz-Plörer (FI) gerne als Vize.

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Für ÖVP-Chef Günther Platter ist es nicht ausgeschlossen, dass sich die Volkspartei mit der FI wiedervereinigt.

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Innsbruck – Der Kandidat der Grünen für die Innsbrucker Bürgermeisterstichwahl, Georg Willi, hat seiner Kontrahentin, Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (FI), durch die Blume ein Angebot gemacht, sollte er am 6. Mai Stadtchef werden. "Ich würde mir Christine Oppitz-Plörer als Vizebürgermeisterin wünschen", sagte er am Dienstag. "Sie bringt viel Erfahrung mit."

Zudem sprach sich Willi dafür aus, die derzeitige Viererkoalition aus Für Innsbruck (FI), ÖVP, SPÖ und Grünen fortzusetzen. Er würde eine "breite Mehrheit" präferieren. Eine Koalition mit den Freiheitlichen schloss Willi abermals dezidiert aus. Er baue keine "Feindbilder" auf, aber man müsse zeigen, was passieren kann, wenn die FPÖ in die Stadtregierung einzieht: "In Innsbruck passiert dann dasselbe wie auf Bundesebene. Die Freiheitlichen versuchen überall ihre Leute zu positionieren."

Koalitionsgespräche erst nach der Stichwahl

Auch in einem anderen Aspekt machte Willi einen Schritt auf Oppitz-Plörer zu, indem er nicht ausschloss, den Stadtsenat wieder von sieben auf neun Mitglieder auszuweiten: "Das ist Verhandlungssache." Er halte nichts davon, bei Verhandlungen im Vorhinein schon Möglichkeiten auszuschließen, so Willi, der aber zu bedenken gab, dass das zusätzliche Kosten verursachen würde. Hintergrund ist, dass die Bürgermeisterliste Für Innsbruck durch die Verluste bei der Wahl einen Sitz im Stadtsenat verloren hat und künftig nur mehr mit einem vertreten ist.

Willi betonte, mit allen im Gemeinderat vertretenen Parteien in den kommenden Tagen Gespräche darüber führen zu wollen, "was ihnen für die kommende Periode wichtig ist". Gleichzeitig warnte er, dass der Respekt vor dem Wähler gebiete, über Koalitionen erst nach der Stichwahl zu sprechen. "Alles andere wäre eine Missachtung des Wählerwillens", betonte er.

Keine Angst vor Opposition

Dass er am Ende mit den Grünen in der Opposition landet beziehungsweise als Bürgermeister eine Mehrheit im Gemeinderat gegen sich haben könnte, sollte sich Oppitz-Plörer auf eine Koalition mit der ÖVP und den Freiheitlichen einigen, befürchtet Willi nicht. Zum einen hätte eine derartige Variante laut Willi nur eine hauchdünne Mehrheit, zum anderen nur einen Zweck, nämlich "Machterhalt" mit der Konsequenz, dass die FPÖ dann die stärkste Gruppe und die Bürgermeisterin von ihr abhängig wäre.

Der 58-Jährige, der am Tag der Stichwahl Geburtstag feiert, nahm Oppitz-Plörer in die Pflicht: "Ich erwarte mir, dass sie genauer anführt, was sie mit einer bürgerlichen Mehrheit meint" und ob sie eine Koalition mit den Freiheitlichen anstrebe. "Ich hingegen stehe für einen weltoffenen Kurs in Innsbruck. Dafür werbe ich und renne ich."

Platter schließt Vereinigung von ÖVP und FI nicht aus

Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) schließt unterdessen eine Wiedervereinigung der ÖVP mit der 1994 abgespaltenen Liste FI nicht aus. "Denken ist immer erlaubt", meinte Platter am Dienstag. Zuerst müsse man aber genaue Bewertungen vornehmen und das Wahlergebnis analysieren. "Dann wird man sich über die eine oder die andere Variante Gedanken machen müssen." Dieser Prozess müsse aber Schritt für Schritt angegangen werden.

Beide Parteien hatten bei der Gemeinderatswahl am Sonntag teils herbe Verluste hinnehmen müssen. Die ÖVP hatte 9,7 Prozentpunkte, Für Innsbruck 4,9 Prozentpunkte verloren. Zusammen kommen beide nur noch auf 28,3 Prozent.

Den Aussagen des Wirtschaftsbundchefs und Nationalratsabgeordneten Franz Hörl, der den Rücktritt von Spitzenkandidat und Stadtparteichef Franz Gruber gefordert hatte, wollte sich Platter jedoch nicht anschließen. "Es braucht jetzt Ruhe und Gelassenheit", sagte der Landeshauptmann. Außerdem sei man noch mitten im Wahlmodus. Eine Wahlempfehlung für die Bürgermeisterstichwahl am 6. Mai wollte er nicht aussprechen. Das sei Angelegenheit der Stadtpartei. (APA, 24.4.2018)