Aal-Tracking: Tropischer Aal mit Satellitensender.

Foto: Robert Schabetsberger

Wien/Salzburg – Hinweise darauf, wie sich Aale auf ihrer langen Reise zu den Laichgebieten orientieren, hat der Salzburger Biologe Robert Schabetsberger gefunden. Fast alle bekannten und vermuteten Laichgebiete würden sich an den westlichen Rändern von Bereichen mit erhöhtem Salzgehalt in etwa 150 Metern Tiefe befinden, wie es aktuell in einer Aussendung des Wissenschaftsfonds FWF heißt. Möglicherweise sei der Salzgehalt eine Orientierungshilfe.

Aale verbringen ihr Erwachsenenleben im Süßwasser. Zur Fortpflanzung kehren sie wieder ins Meer zurück, und zwar zu ganz bestimmten Laichplätzen. Der Europäische Aal etwa laicht in der Sargassosee südlich der Bermuda-Inseln. Die Larven überqueren dann in einer mehrjährigen Wanderung den Atlantik und schwimmen flussaufwärts wieder in europäische Flüsse und Seen. Bisher ist es nicht gelungen, Aale in ihrer natürlichen Umgebung beim Laichen zu beobachten.

Den Wasserfall hinab

Schabetsberger von der Universität Salzburg forscht seit Jahren zu Aalen. So hat er etwa die spektakuläre Reise der tropischen Aalarten "Anguilla megastoma" und "Anguilla marmorata" beobachtet, indem er die Tiere mit Satellitensendern ausstattete.

Diese Aale leben zum Beispiel in dem Kratersee "Lake Letas" auf der Südpazifikinsel Gaua im Nordosten von Australien. Um ins Meer zu gelangen, müssen sie sich einen 120 Meter hohen Wasserfall hinabstürzen und dann in einem Fluss zum Meer schwimmen. Die beiden untersuchten Spezies trugen die Sender 850 Kilometer weit in nordwestliche Richtung, wo offensichtlich ihre Laichgebiete liegen.

Nach dem Ablaichen sterben die Aale, ihre blattförmigen Larven werden von Meeresströmungen in Richtung der "Heimatinseln" ihrer Eltern zurückgetrieben. Mit etwa sechs bis zwölf Monaten kommen die Jungaale dann wieder zurück zu Inseln wie Gaua, wo sie zu Tausenden über die nassen steilen Felsen neben dem Wasserfall 120 Meter hoch hinaufkletterten, um wieder in den Kratersee zu gelangen.

Schwierige Züchtung

In einem vom Wissenschaftsfonds FWF finanzierten Projekt hat Schabetsberger nun Daten von automatisierten Meeresbojen in der Nähe der vermuteten Laichgebiete analysiert. Diese messen die Bedingungen im Ozean, wie Strömung, Temperatur oder Salzgehalt, und senden diese Daten zu Satelliten. So kam Schabetsberger auf den Salzgehalt als mögliche Orientierungshilfe. Schon 2016 berichtete er im Fachjournal "Marine Ecology Progress Series" von diesem möglichen Zusammenhang.

Angesichts der Gefährdung der Aale – der Europäische Aal ist vom Aussterben bedroht und auch der Druck auf die tropischen Arten steigt – könnte die Erforschung ihrer Laichgebiete lebensrettend sein. Denn bis heute ist es nicht gelungen, im Labor den Lebenszyklus der Tiere zu schließen, sodass derzeit keine wirtschaftliche Züchtung in Aquakulturen möglich ist. (APA, 7.6.2018)