Viele von uns spüren ein wachsendes Verlangen nach Ausbruch aus unserer Alltagswirklichkeit. Nach Ganzheit, nach Ruhe und Stille, nach mehr Freiheit und Einfachheit. Auch nach tieferem Verbundensein untereinander und einem friedvollen Herzen. Nach einer Beständigkeit, die nach Ewigem schmeckt. Nach weniger Angst vor dem Kommenden – auch vor dem Tod. Nach neuem Atem für die Seele." Heinz Nußbaumer weiß um die Schnelllebigkeit unserer Zeit, unserer Gesellschaft. Er weiß um den zunehmenden Utilitarismus, um die Oberflächlichkeit und die global grassierende Entscheidungsallergie. "In dem Maß, in dem wir versuchen, unser Leben wieder auf die Mitte hin zu konzentrieren, in dem Maß trägt jeder von uns etwas von einem Mönch in sich", zitiert Nußbaumer den hinduistisch-christlichen Gelehrten Raimon Panikkar. Nußbaumer, der Weitgereiste, zeichnet aber über alle Grenzen und Konfessionen hinweg ein Bild vom "Menschen auf der Suche nach Einheit in sich selbst".

Anlässlich des 75. Geburtstags von Heinz Nußbaumer erscheinen zwei seiner längst vergriffenen Bücher nun in aktualisierter Auflage. Über Jahrzehnte war Nußbaumer als Publizist, Autor und Journalist rund um den Globus unterwegs, er traf Gadaffi im Beduinenzelt, Arafat im Bunker, Reagan und Clinton im Weißen Haus, den Dalai Lama im Kloster, etliche Päpste in Rom. Für den "Kurier", die "Furche" war er Augenzeuge der Weltpolitik. Der mit Publizistik- und Menschenrechtspreisen Ausgezeichnete lässt in "Meine kleine große Welt" seine persönlichen Erfahrungen und Begegnungen Revue passieren. Seine spirituellen Erfahrungen fasst er in dem schmalen, äußerst dichten und inspirierten Band "Der Mönch in mir" zusammen.

Im Vorwort nennt Hugo Portisch seinen Kollegen Heinz Nußbaumer, der letzte Woche vom Presseclub Concordia für "sein Lebenswerk" geehrt wird, einen "Kronzeugen", der der Welt in Erinnerung ruft, wie schlecht es ist, in Provinzialität zu versinken, in Nabelschau, in kleinliches Gezänk, in Misstrauen und Intoleranz. Nußbaumers Erinnerungen sind ein Stück Zeitgeschichte sowie ein Plädoyer für unabhängigen Journalismus; seine Erfahrungen spiritueller Natur aber auch ein Wegweiser zur inneren Harmonie. (Gregor Auenhammer, 8.5.2018)