Matthias Strolz ist auch bei vielen Nicht-Neos-Wählern beliebt.

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Matthias Strolz tritt ab, und das politische Kommentariat ist ziemlich einhellig der Meinung, dass dieser Rückzug eine große Herausforderung für die Neos sein wird. Und tatsächlich war Strolz die dominierende Persönlichkeit in der öffentlichen Wahrnehmung der Partei.

Daten der Autnes-Wahlstudie 2017 zeigen einen wichtigen Grund, warum der Neos-Frontmann ein großes Plus für seine Partei war: Matthias Strolz war nicht nur bei Wählern seiner eigenen Partei beliebt, seine Sympathiewerte waren auch bei Wählern anderer Parteien ungewöhnlich hoch.

Die Grafik unten zeigt die durchschnittlichen Sympathiewerte aller Spitzenkandidaten von 2017 auf einer Skala von 0 ("gar nicht sympathisch") bis 10 ("sehr sympathisch"). Der Wert rechts gibt jeweils den Sympathiemittelwert bei den eigenen Wählern an, der Wert weiter links jenen unter den Wählern der fünf anderen Parteien. Die Länge des grauen Balkens dazwischen ist also ein Maß dafür, wie stark die Sympathiewerte eines Spitzenkandidaten sich zwischen den eigenen Anhängern und der Wählerschaft anderer Parteien unterscheiden.

Den größten Gap zwischen eigenen und anderen Wählern finden wir bei Peter Pilz (4,7 Punkte Abstand auf der Skala), auch bei Heinz-Christian Strache (4,6), Ulrike Lunacek (4,0) und Christian Kern (3,9) ist das Gefälle recht hoch. Bei Sebastian Kurz beträgt der Abstand nur 3,3 Skalenpunkte und bei Matthias Strolz gar nur 2,7. Das ist besonders für den Spitzenkandidaten einer kleinen Partei bemerkenswert. Strolz ist bei Nicht-Neos-Wählern etwa deutlich beliebter als Kern bei Nicht-SPÖ-Wählern oder Strache bei Nicht-FPÖ-Wählern.

Diese Zahlen legen nahe, dass der scheidende Neos-Vorsitzende Strahlkraft über die engere Zielgruppe seiner Partei hinaus hatte. In anderen Worten: Die Meinungen über Matthias Strolz sind zwischen eigenen und anderen Wählern weniger polarisiert als jene über andere Parteivorsitzende. Wer auch immer ihm nachfolgt, wird es nicht leicht haben, ähnliche Wirkung über die eigene Wählerschaft hinaus zu erzielen.

Wobei es natürlich auch Gründe abseits der Person von Matthias Strolz gibt, die zu diesem Bild beitragen. Zum Beispiel ist die ideologische Positionierung der Neos so, dass es einigermaßen große Überlappungen mit den meisten anderen Parteien gibt – mit jenen links der Mitte in der Gesellschafts-, Bildungs- und Europapolitik, mit jenen rechts der Mitte in Fragen der Steuer-, Budget- und Wirtschaftspolitik.

Auch wenn sich in der liberalen Nische in Österreich nicht gerade große Wählerscharen tummeln, ist die ideologische Position der Neos sicher ein Alleinstellungsmerkmal. Und somit ein Grund dafür, dass es auch ohne Matthias Strolz an der Spitze eine Chance für eine (kleine) liberale Partei geben kann. (Laurenz Ennser-Jedenastik, 8.5.2018)