Gernot Blümel war am Montag im ORF-"Kulturmontag" zu Gast bei Martin Traxl.

Foto: tvthek.orf.at/screenshot

Wien – In einem offenen Brief an ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz üben die Kultursprecher von SPÖ, NEOS und Liste Pilz Kritik am "Kulturmontag" vom vergangenen Montag (Brief im Wortlaut siehe unten). Die Sendung mit Kultur- und Medienminister Gernot Blümel habe den "Charakter einer Werbesendung" und entspreche nicht journalistischen Grundregeln", heißt es in dem offenen Brief, unterzeichnet von Thomas Drozda, Sepp Schellhorn und Wolfgang Zinggl. ORF und ÖVP weisen die Kritik entschieden zurück.

"Dass dem Minister über die gesamte Sendezeit die Gelegenheit geboten wird, sich völlig unreflektiert als philosophisch und kulturell versierter Schöngeist zu inszenieren, ist einzigartig und journalistisch völlig unzureichend", kritisieren die Kultursprecher in ihrem Brief. (Sendung zum Nachsehen: >>> "Kulturmontag" mit Gernot Blümel zum Nachsehen in der ORF-TVThek.

ORF weist Kritik zurück

Update: "Sowohl die Einladungspolitik als auch die journalistische Gestaltung der Sendung obliegt einzig und allein dem ORF. Einen persönlichen 'Eindruck' zu einer Fundamentalkritik an der Unabhängigkeit der ORF-Journalisten auszubauen, ist ebenso zurückzuweisen wie das In-den-Raum-Stellen, die Sendung sei in Zusammenarbeit mit PR-Abteilungen entstanden", heißt es in einer ORF-Stellungnahme dazu.

Es sei "selbstverständlich Aufgabe des ORF, über Minister, ihre Standpunkte und Vorhaben zu berichten", diese Informationsleistung erwartet das ORF-Publikum. Und es sei "legitim und journalistisch notwendig, dass man einen Minister, der neu in einem Amt ist, zu einem generellen Interview über zahlreiche kulturelle und kulturpolitische Themen ins Studio lädt – eingebettet in kritische Beiträge zu aktuellen Themen".

Es sei auch "journalistisch legitim, dem Studiogast persönliche Fragen zu stellen, um dem Publikum die Möglichkeit zu geben, dessen Einstellungen in Sachen Kunst und Kultur kennenzulernen", so der ORF. Außerdem sei die die Berichterstattung des ORF zu kulturpolitischen Themen nicht auf den "Kulturmontag" allein beschränkt.

ÖVP: "Angriff auf die Pressefreiheit"

Update: ÖVP-Mediensprecher Karl Nehammer sieht in der Aussendung der Oppositionsparteien "ein eigenartiges und sehr bedenkliches Demokratieverständnis". Er spricht von einem "vereinten Angriff auf die Pressefreiheit". Er verweist auf das Verfassungsgesetz über die Unabhängigkeit des Rundfunks von 1974. (red, 9.5.2018)