ORF-General Alexander Wrabetz war über Skype-Kamera bei den Hearings für Channel Manager und Channel Chefredakteure zugeschaltet. Vor dem nächsten Stiftungsrat beraumte er noch rasch eine Geschäftsführungssitzung an.

Wien – ORF-General Alexander Wrabetz hat es nun sehr eilig mit den neuen Führungskräften für das ORF-Fernsehen: Unmittelbar bevor der neue, noch tiefer türkis-blaue ORF-Stiftungsrat kommenden Donnerstag zusammentritt, beruft Wrabetz am Mittwoch die ORF-Geschäftsführung ein. Erwartetes Thema: die Bestellung der Channel-Manager und -Chefredakteure für ORF 1 und 2.

General via Skype dabei

An dem Mittwoch stellen sich noch die Chefredakteure in spe dem Hearing vor den Redakteuren, Dienstag davor die Channel-Manager. Diese Woche haben sie Managementhearings vor jeweils vier Assessoren absolviert – der stimmbandoperierte Wrabetz verfolgte die Hearings via Skype-Kamera vor den Kandidaten. Auftraggeber solcher ORF-Managementhearings können die Befragungen auch im Saal verfolgen, sie sollen aber keine Fragen stellen.

ORF-General Wrabetz kann den türkisen und blauen Räten kommenden Donnerstag zumindest versichern, dass die Bestellung der gewünschten Kandidaten nur eine Formsache ist. Er muss vor der Bestellung die Redakteursräte anhören – vielleicht geht sich auch das noch vor nächstem Donnerstag aus.

Die "Assessoren" der Managementhearings stellen nur die Eignung fest, sie können aber etwa im Protokoll auf besondere Eignung hinweisen. In der ORF-Betriebsvereinbarung darüber steht, die Hearings wären nur "ein Entscheidungskriterium".

Eignungstest

Diesen Dienstag stellten alle vier die Eignung aller potenziellen Channel-Manager fest: ORF-1-Infochefin Lisa Totzauer als Channel-Managerin für ORF 1, Alexander Hofer (Seitenblicke, Guten Morgen Österreich) für ORF 2, TV-Entwicklungschef und Exchefredakteur Stefan Ströbitzer für beide Kanäle, und Gerhard Frühling (TV-Programmdirektion) für ORF 2.

Diesen Mittwoch ging es um die Eignung der gesetzten Kandidaten aus der ZiB-Innenpolitik als Chefredakteure: Wolfgang Geier (ORF 1) und Matthias Schrom (ORF 2). Gegen Schrom, auf den die FPÖ setzt, traten Schwergewichte an wie Fritz Dittlbacher, schon aufgrund der Erfahrung von acht Jahren als TV-Chefredakteur Kandidat für eine Bestplatzierung, Innenpolitikchef Hans Bürger und Wirtschaftsressortchef Christoph Varga.

Mehr Frauen in der Chefredaktion

Der – tratschfreudige – ORF-Flurfunk sagt Schrom nach, er verspreche schon Führungsfunktionen wie seine Stellvertretung (etwa Bürger, der aber schon Vize ist) oder die ZiB 2-Leitung (Barbara Seebauer). Unsinn, sagt Schrom auf STANDARD-Anfrage.

STANDARD-Infos, wonach Schrom im Hearing ankündigte, er wolle in der ORF-2-Chefredaktion künftig mehr weibliche Führungskräfte, kommentierte er nicht – die Hearings sind streng vertraulich. Mehr Frauen als bisher ist allerdings nicht sehr schwer: Stellvertreter von TV-Chefredakteur Fritz Dittlbacher sind derzeit Hans Bürger, "ZiB 2"-Sendungschef Wolfgang Wagner und "ZiB 2-"Anchor Armin Wolf.

Um die Chefredaktion von ORF 2 hat sich auch eine Frau beworben: Patricia Pawlicki, langjährige ORF-Redakteurin und Moderatorin ("Hohes Haus", "Runder Tisch").

Kritik an Hearings

Unabhängig von Channel-Hearings und absehbaren Ergebnissen ist der ORF-Betriebsrat unzufrieden mit den Assessments: Im ORF gebe es zu wenige – auch weil da und dort befangene – Assessoren für diese Hearings. Ende Mai ist dazu eine größere Sitzung mit dem ORF-Chef angesetzt. (fid, 10.5.2018)