Die Energiegewinnung in Photovoltaik- und Windkraftanlagen zu. Der Stromverbrauch in den Haushalten soll in Zukunft flexibler gesteuert werden.

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Wien – Das Management von Energiebezug und -konsum in den Haushalten wird sich in Zukunft verändern. Einerseits nimmt die Energiegewinnung in Photovoltaik- und Windkraftanlagen zu. Das unregelmäßige Stromaufkommen bildet sich in einem Auf und Ab der Strompreise ab. Andererseits gibt es eine Reihe von Verbrauchern in den Häusern, die man flexibel einsetzen kann. Dazu gehören etwa Wärmepumpen, Boiler, in Zukunft aber vor allem Stromspeicher und Elektroautos.

Wie kann man auf dieser Basis den Energiehaushalt möglichst effizient organisieren? Dieser Frage nimmt sich das Austrian Institute of Technology (AIT) gemeinsam mit einer Reihe von Forschungs- und Wirtschaftspartnern im Klimafonds-Projekt "Leafs" an. Die Flexibilitäten sollen so genutzt werden, dass die hohe Gleichzeitigkeit von Energieflüssen nicht zu Netzüberspannungen führen. Die Projektergebnisse legen zudem den Grundstein für neue Dienstleistungen in diesem Bereich.

"Unser Ziel ist, die Möglichkeiten der flexiblen Nutzung von Speichersystemen, Warmwasserboilern und Elektrofahrzeugen in Niedrigspannungsnetzen anhand dreier Feldversuche unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen zu testen", sagt Projektleiter Johannes Kathan vom AIT.

Ein erster Praxistest in der steirischen Gemeinde Heimschuh läuft bereits seit vergangenem Herbst. In Köstendorf in Salzburg sowie in Eberstalzell in Oberösterreich sind nun die beiden verbleibenden Feldversuche gestartet. Die Tests laufen bis Ende März 2019.

Individuelle Voraussetzungen

"In den Bundesländern gibt es zum Teil unterschiedliche Voraussetzungen. Beispielsweise ist der Salzburger Netzbetreiber gleichzeitig Internetanbieter. Daraus ergeben sich ganz neue Möglichkeiten", sagt Kathan. Hier wurden fünf Heimspeicher installiert. Ein eigenes Energiemanagementsystem verteilt in den Haushalten auf Basis von Signalen des Netzbetreibers Energie an Speicher und Verbraucher. "Durch die Breitbandverbindung können die Geräte schnell und dynamisch gesteuert werden", betont der Projektleiter.

In Oberösterreich wird zum einen eine Lösung erprobt, bei der ein externer Dienstleister die Speichersysteme über ein Cloudsystem dirigiert. "Eine zusätzliche Steuerung des Netzbetreibers verhindert Überlastungen", sagt Kathan. Zum anderen wird hier auch ein organisatorischer Ansatz erprobt, der das Netz entlasten soll.

"Kunden werden im Rahmen eines Anreizsystems belohnt, wenn sie bei hoher lokaler Erzeugung durch Photovoltaik zusätzlich Energie verbrauchen", so der Forscher. "Teilnehmer werden dabei täglich via Smartphone-App informiert, wann der Bonus verfügbar ist." Über 200 Haushalte nehmen an dem Versuch teil, der erproben soll, ob ein derartiger Ansatz von den Bewohnern angenommen und genutzt wird.

Beim dritten Feldversuch, der nun schon seit gut einem halben Jahr in der Steiermark läuft, wurde dagegen ein großer, zentraler Energiespeicher in einem Verteilnetz installiert, den derzeit zehn Endkunden nutzen. "Sie bekommen eine Kapazität zugewiesen und können ihn wie einen Heimspeicher nutzen", erklärt Kathan. "Dort läuft das System bisher fehlerfrei." (Alois Pumhösel, 20.5.2018)