Die Zielvorgabe erntet kaum Widerspruch: Kinder, die mangelhaft Deutsch können, sollen beim Spracherwerb gefördert werden. Die Lösung der Regierung, die am Donnerstag dank der eigenen Stimmen beschlossen wurde, ist die Einführung eigener Deutschförderklassen. Doch das ist ein Weg, den fast niemand mitgehen will.

In der Begutachtung hagelte es nur so Kritik an den Plänen. Praktisch jede Expertin, jeder Experte gab dem Vorhaben ein "Nicht Genügend". Da wird geklagt, dass es "undurchführbar" sei, "diskriminierend" und "negativ für den Spracherwerb". Die Regierung reagierte mit einer einzigen wesentlichen Änderung: Die Regelung soll nur noch für Neueinsteiger – also Schulanfänger und ältere Kinder, die frisch nach Österreich gekommen sind – gelten.

Das Konvolut an negativen Rückmeldungen allein wäre ein guter Grund gewesen, von dem Projekt einmal Abstand zu nehmen. Ein weiterer wäre, die für Anfang 2019 geplante Evaluierung der jetzigen Regelungen zur Deutschförderung, die erst kürzlich eingeführt wurden, abzuwarten. Dann wüsste man genau, was wirkt, und könnte fokussiert – und mit Daten unterfüttert – Änderungen umsetzen.

Der Regierung scheint all das aber egal zu sein. Sollte doch ein ehrliches Interesse bestehen, müsste sie bestehende Fördermaßnahmen ausbauen, die Evaluierung durchführen und das Angebot an Ganztagsschulen ausweiten. Denn das wäre der wahre Schlüssel für den Spracherwerb. (Peter Mayr, 17.5.2018)