Nach der Anhörung von Facebook-Chef Mark Zuckerberg wegen Datenmissbrauchs will das Europaparlament noch anderen Digitalkonzernen auf den Zahn fühlen. Man werde voraussichtlich am 4. Juni Manager von weiteren großen Internet-Plattformen befragen, sagte EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani am Mittwoch in Brüssel.

Die Anhörung werde vor dem Bürgerrechtsausschuss stattfinden. Die Namen der Firmen nannte der Italiener nicht.

Das Erscheinen des Facebook-Gründers sei "wichtig" gewesen

Tajani zog trotz heftiger Kritik einiger Abgeordneter ein positives Fazit der Befragung von Zuckerberg. Das Erscheinen des Facebook-Gründers sei "wichtig" gewesen, da er dazu als US-Bürger nicht verpflichtet gewesen sei. Bemerkenswert sei neben seiner Entschuldigung für den Datenskandal um die Analysefirma Cambridge Analytica auch die Zusage gewesen, sich bei den nächsten Europawahlen in einem Jahr zu engagieren, um dem Missbrauch der eigenen Plattform einen Riegel vorzuschieben. Facebook werde sich gegen Attacken von außerhalb der EU und innerhalb wehren. Und der Konzern habe zugesagt, die neuen EU-Datenschutzregeln zu respektieren, sagte Tajani. Parlamentarier hingegen bemängelten die Kürze der Befragung, die dem Facebook-Chef kaum Zeit für Antworten ließ.

Facebook steht seit Bekanntwerden des Datenskandals unter Druck, bei dem Cambridge Analytica die Informationen von 87 Millionen Mitgliedern missbrauchte, um im Wahlkampf US-Präsident Donald Trump zu unterstützen. Von der unrechtmäßigen Nutzung waren bis zu 2,7 Millionen Nutzer in der EU betroffen. Zuckerberg zeigte sich am Dienstagabend im Parlament schuldbewusst. Facebook habe nicht genug getan – bei Falschnachrichten, der ausländischen Einmischung in Wahlen oder dem Missbrauch von Nutzerinformationen durch Entwickler. (APA, 23.5. 2018)