Wien – Die Alte Donau in Wien ist mit ihren vielen frei zugänglichen Wassersport-Möglichkeiten ein wahres Juwel in der Millionenmetropole. Für die gute Wasserqualität sorgen unter anderem Wasserpflanzen, sogenannte Makrophyten. Diese Nützlinge wurden einst – als Reaktion auf eine explosionsartige Vermehrung von Algen in der Alten Donau Mitte der 1990er-Jahre – erfolgreich wiederangesiedelt.

Streit um neue Mähboote in Wien.
ORF

Seit 2014 haben sich aber die langwüchsigen Wasserpflanzen, die Sportler beim Schwimmen stören, von Jahr zu Jahr dramatisch ausgebreitet. "Ab etwa 20 Grad wachsen die Pflanzen massiv", sagt Gerald Loew, Leiter der MA 45 (Wiener Gewässer). Massiv bedeutet in diesem Fall 50 Zentimeter pro Woche. Die Konsequenz: Die Pflanzenteppiche breiten sich aus, die Stadt kommt mit dem Mähen nicht mehr nach. Verärgerte Reaktionen von Schwimmern, Ruderclubs und Bootsverleihern sind die Folge.

Auch vom Donauturm aus lassen sich die für Wassersportler störenden Pflanzenteppiche an der Oberfläche der Alten Donau ausmachen.
Christian Fischer

Auch Menge an Unterwasser-Mahd beeindruckend

Um der Plage Herr zu werden, hat die Stadt kurzfristig die Flotte der neuen, kleineren Boote von acht auf 17 verdoppelt. Neben den Mähbooten sind in dieser Rechnung auch Sammelboote mit Greifarmen inkludiert: Jeweils ein Mäh- und ein Sammelboot sind als gemeinsame Einheit im Einsatz.

Loew rechnet damit, dass in dieser Saison 4000 bis 5000 Tonnen an Pflanzenmaterial aus der Alten Donau entnommen werden. Zum Vergleich: 2016 waren es noch 2100 Tonnen, im Vorjahr waren es 2800.

Trotz der Aufstockung der Boote sollen aber laut Loew Kosten von 1,5 Millionen Euro nicht überschritten werden. So viel kostete zuletzt das Mähmanagement mit drei großen, aber teureren Mäh-Booten. Die gewünschten Kosteneinsparungen dürfte es mit der Umstellung des Mäh-Systems demnach aber auch nicht geben.

Im kommenden Jahr soll bereits im Winter mit der Mahd begonnen werden – sofern das möglich ist.
Christian Fischer

"Bootsvermieter sollen mehr machen"

Die Kritik von Bootsverleihern und Ruderclubs am Mäh-Management der Stadt weist Loew zurück. Er verweist darauf, dass das Gewässer eigentlich unter der Verwaltung der Donauhochwasserschutz-Konkurrenz (DHK) steht. Das Gremium besteht aus Bund, Stadt Wien und Niederösterreich. "Für die Stadt Wien gibt es keinen gesetzlichen Auftrag, zu mähen", sagt Loew dem STANDARD. Die Stadt habe aber größtes Interesse, den Bewohnern Lebensqualität und kostenlose Schwimm-Möglichkeiten zu bieten. "Die Bootsvermieter könnten jedenfalls auch selbst mehr machen und nicht nur blöd reden."

Bootsverleiher und Ruderclubs übten Kritik am Mäh-Management der Stadt.
Christian Fischer

Mit der Mahd dürfte heuer nach dem Winter aber auch zu spät begonnen worden sein. Als Konsequenz – und um das Pflanzenwachstum einzudämmen – überlegt Loew, "im nächsten Jahr auch in den Wintermonaten zu mähen". Nachsatz: Sofern das möglich ist.

Wie die Mähboote funktionieren.
DER STANDARD

Mittelfristiges Ziel der Stadt ist, das Wachstum der langwachsenden Makrophyten zurückzudrängen. Loew: "Diese stellen derzeit eine Monokultur in der Alten Donau dar." Sie sollen durch niederwüchsige Wasserpflanzen ersetzt werden. Diese würden ebenso die Wasserqualität sicherstellen, seien aber für Wassersportler keine Plage. Eine Umstellung dauere aber laut Loew wohl einige Jahre. "Derzeit hilft hauptsächlich das Mähen." (David Krutzler, 1.6.2018)