Gabriele Sprickler-Falschlunger freut sich über Nachfolger Martin Staudinger.

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Martin Staudinger, designierte SPÖ-Landeschef, möchte Dialog.

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Christof Bitschi, neuer FPÖ-Obmann, liebt den Angriff.

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Bregenz – Martin Staudinger hat einen guten Lauf. Das Festival Donaukanaltreiben, das er 2007 als Wiener SPÖ-Funktionär erstmals veranstaltete, zog wieder die Massen an. Kaum war die Party vorbei, präsentierte sich der Politologe und Volkswirt am anderen Ende Österreichs als neuer Landeschef der Vorarlberger SPÖ.

100 Prozent der Delegiertenstimmen bekam der 38-Jährige beim erweiterten Parteivorstand am Sonntagabend. Einstimmig wurde er zum Landesparteivorsitzenden und zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2019 designiert.

Schon im sieben Uhr morgens habe sie Parteichef Christian Kern telefonisch über das Wahlergebnis informiert, erzählt Gabi Sprickler-Falschlunger am Montagvormittag aufgeräumt der Presse. Die Ärztin strahlt, nun könne sie sich beruhigt aus der Politik zurückziehen. Staudinger übernehme ab sofort die Öffentlichkeitsarbeit. Definitiv bestellt wird er aber erst beim Parteitag im September.

Jung, aber lange Geschichte in der SPÖ

Bei der Pressekonferenz zeigten sich Journalisten skeptisch. Man kenne Staudinger in Vorarlberg nicht, wie solle ein Unbekannter die SPÖ aus dem Tief führen? 8,7 Prozent wählten in Vorarlberg 2014 die SPÖ, man fuhr das schlechteste Ergebnis in der Geschichte der in Vorarlberg wenig erfolgreichen Sozialdemokraten ein. Die SPÖ hat in dieser Periode nur noch drei von 36 Landtagsmandaten.

Gabi Sprickler-Falschlunger führt die lange politische Erfahrung des jungen Parteichefs ins Treffen. Im Sozialministerium, beim VSSTÖ und als Bezirksrat und Geschäftsführer im ersten Bezirk habe sich Staudinger bewährt. Vor allem hat es der scheidenden Parteivorsitzenden die sozialpolitische Kompetenz ihres Nachfolgers angetan. Staudinger leitet seit 2015 die Landesstelle des Sozialministeriumservice (früher Bundessozialamt) in Bregenz. Er ist für das Förderwesen im Behinderten- und Pflegebereich verantwortlich.

Sozialexperte aus dem Ministerium

Als er 2015 nach Vorarlberg zurückkam, hatte Staudinger bereits 18 Jahre als ÖH- und Bezirksfunktionär hinter sich, sieben Jahre im Kabinett des früheren Sozialministers Rudolf Huntsdorfer. Er sei nicht nach Vorarlberg gekommen, um die Partei zu übernehmen, sagt Staudinger im Gespräch mit dem Standard. Eher hatte er das Ende der politischen Arbeit im Sinn. "Ich konnte mich dann aber doch nicht lösen."

Die Chancen der SPÖ Vorarlberg sieht er trotz der tristen Ausgangslage optimistisch: "Ich hab hier eine viel bessere Atmosphäre vorgefunden als erwartet. Das Team ist cool und super motiviert." Über seine Schwerpunkte will Staudinger noch nichts Konkretes sagen. "Es wird nicht nur um Soziales gehen, sondern auch um die Frage wie man Politik macht."

Den Jüngsten hat die FPÖ

Sein Stil wird sich jedenfalls von jenem der FPÖ, die ebenfalls vor wenigen Tagen einen neuen Parteiobmann wählte, kräftig unterscheiden. Während der 27-jährige Christof Bitschi (FPÖ) zum Angriff auf die ÖVP bläst, setzt Staudinger auf Dialog: "Ich möchte eine neue Debattenkultur entwickeln." Raus aus der Blase müsse die Politik, sagt der Sozialexperte, hinein in das Gespräch mit den Menschen. Denn allzu sehr herrsche die Meinung vor: "Ihr Politiker bringt eh nix weiter, streitet nur." (Jutta Berger, 11.6.2018)