Mozarts Brief an seinen Kollegen Anton Stoll aus dem Jahre 1791.

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Auf der zweiten Seite des Briefes gibt sich Mozart als sein Assistent Franz Xaver Süßmayr aus und droht.

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Natürlich ist da Enttäuschung – bezüglich des Stils, welchen Wolfgang Amadé Mozarts in seinem Brief an Anton Stoll wählte. Er stammt aus dem Jahr 1791 und ist nun von der Stiftung Mozarteum vorgestellt worden, die ihn dank privater Unterstützung erwerben konnte.

Eingedenkt der Kunstfertigkeit, die aus den Bäsle-Briefen spricht, die unser Genie an Cousine Maria Anna Thekla Mozart verschickte, ist auch gar nichts anderes als leise Enttäuschung möglich. Mozarts Aufforderungen in der Art "… scheissen sie ins beet daß es kracht; schlafens gesund, reckens den arsch zum mund" sind von erfrischender Direktheit. Im aktuellen Brief fehlten sie.

"Grösster Schroll!"

Ein halbes Jahr vor seinem Tod bittet Mozart hier Herrn Stoll schlicht um Notenmaterial. Zwar nennt er sein Gegenüber "… bester knoll! / grösster Schroll!", verwendet also Begriffe, die einst gewisse Grobheiten des Angesprochenen betonen. Ansonsten jedoch bleibt der Brief im ersten Teil schrecklich gesittet.

Auf Briefseite zwei fälscht Mozarts zwar die Schrift seines Schülers Franz Xaver Süßmayr und droht: Falls Stoll die erbetenen Noten nicht schickt, würde er hinfort nichts mehr von jenem Werk erfahren, an dem Mozart gerade arbeitet. Ohne an die Inspiriertheit der Bäsle-Briefe anzuschließen ("bin wie allzeit der alte junge Sauschwanz"), endet der Briefe mit "Ich bin Ihr ächter Freund Scheishäusel den 12 Juli Franz Siessmayer Scheisdreck". Das bleibt hinter dem Niveau des Genies zurück.

Es gilt jedoch, Milde walten zu lassen. Mozart schrieb in jenen Tagen noch an der "Zauberflöte", die zweieinhalb Monate später, am 30. September 1791, in Wien uraufgeführt wurde. (Ljubiša Tošić, 13.6.2018)