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Aida Garifullina trat zusammen mit Robbie Williams bei der WM auf.

Foto: AP Photo/Antonio Calanni

Jene junge Dame, die zur Eröffnung der Fußball-WM im Moskauer Luschniki-Stadion mit dem virtuosen Popclown Robbie Williams ihre Stimme erhob, ist quasi weltbekannt. Aida Garifullina hat neben Hollywoodstar Meryl Streep im Film "Florence Foster Jenkins" ihren schlanken Sopran der jungen Diva Lily Pons geschenkt. Selbige bewegt sich durchaus flexibel in anspruchsvollen Vokalregionen.

Dennoch dürfte es Garifullina – auf ihrem Weg zu einer stabilen Karriere – keinesfalls schaden, öfters telegen und global auf sich aufmerksam zu machen. Wirklich weltumspannende Opernkarrieren – eine Anna Netrebko verfügt über eine solche – erfordern längst kontinuierliche Ausflüge in Crossoverbereiche abseits der Opernhäuser. Zudem ein kommunikatives Leben in sozialen Medien.

Erste Voraussetzung sind natürlich vokale Fähigkeiten, die zunächst in großen Opernhäusern ihren Charme entfalten müssen. Die 1987 in Kasan, Tatarstan, Geborene berückt denn auch vornehmlich als Ensemblemitglied an der Wiener Staatsoper (seit 2014). Sie tat es unter anderem als Musetta in "La Bohème", als Zerlina ("Don Giovanni") oder Gounods Juliette. Das Haus am Ring ist ja auch jener Ort, dem die Siegerin des Operalia-Wettbewerbs zuvor schon als Stehplatzbesucherin eng verbunden war. Mittlerweile hat die Mutter einer Tochter auch den Wiener Opernball singend eröffnet. Und die Ergebnisse ihres Studiums bei Heldentenor Siegfried Jerusalem präsentierte sie etwa an der New Yorker Metropolitan Opera.

Ihre Karriere entspricht auch der Logik des Zeitgeists: Auf der Suche nach Talenten ist die gebeutelte CD-Branche längst voller Sympathie für Künstlerinnen, die nicht nur Stimme besitzen. Eine aparte Erscheinung gehört zum Jobprofil ebenso wie jener große Fleiß, der sich jedoch hinter einem Schleier aus Leichtigkeit und Unbeschwertheit verbirgt. Garifullina hat akzeptiert, dass heutzutage ohne Marketing und Crossovermusik keine CD-Reichweite zu erreichen ist. Ansonsten würde sie wohl auch nicht das Fest des grünen Rasens eröffnen.

Dass sie Aida heißt, bedeutet übrigens keinesfalls, dass ihre Eltern für sie eine Opernkarriere vorgeplant hätten. Die Mama sei zwar Dirigentin, Aida heiße jedoch "ursprünglich Geschenk", so Garifullina. Und da ihre Eltern sehr lange auf sie, ihr erstes Kind, gewartet hatten, wäre die Wahl des Namens Aida irgendwie logisch erschienen. (Ljubisa Tosic, 14.6.2018)