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Die Opec-Staaten wollen ihre Ölproduktion um 600.000 Barrel je Tag ausweiten.

Foto: REUTERS/Ernest Scheyder

Wien – Autofahrer, die auf eine signifikant tiefere Tankrechnung hoffen, müssen sich wohl noch weiter gedulden. Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) wird zwar den Ölhahn aufdrehen und mehr Öl pumpen; unterm Strich bleibt es aber bei dem im November 2016 vereinbarten Förderlimit von 32,5 Millionen Fass (je 159 Liter) am Tag.

"Wir sind bestrebt, die zugesagten Mengen zu liefern", sagte Suhail Al Mazrouei, Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate und derzeitige Präsident der Opec, am Freitag in Wien. Vorausgegangen sind intensive Beratungen – zunächst zwischen dem wichtigsten Mitglied der Opec, Saudi Arabien, sowie Iran, dann in einer Plenarsitzung mit allen 14 Mitgliedsländern. Künftig werden es 15 sein, das Aufnahmegesuch des Kongo wurde angenommen.

Während Saudi Arabien mit dem Vorschlag aufhorchen ließ, die Produktionsmenge angesichts steigender Nachfrage um 1,5 Millionen Fass am Tag zu erhöhen, waren Iran, Irak und Venezuela zunächst zu gar keinen Zugeständnissen bereit.

Ölproduktion im Iran ist eingebrochen

Die Ölproduktion im Iran ist eingebrochen und dürfte wegen der im Herbst voll wirksam werdenden US-Sanktionen weiter zurückgehen. Irak muss seine durch den jahrelangen Krieg stark beeinträchtigte Ölindustrie erst mit Milliardeninvestitionen auf Vordermann bringen. Und Venezuela, das wie der Iran von US-Sanktionen betroffen ist, muss fast tatenlos zusehen, wie die Ölförderung Monat für Monat zurückgeht.

Statt der vereinbarten 1,2 Millionen Fass am Tag, die das Ölkartell gemäß der Vereinbarung von 2016 vom Markt nehmen wollte, waren es laut aktuellen Zahlen von Mai rund 1,8 Millionen Fass weniger. Damit verbleibt ein Spielraum von rund 600.000 Fass am Tag, die die Opec nun "als Gruppe" zusätzlich fördern will.

Wie berichtet, haben sich im November 2016 auch Russland und neun weitere Nicht-Opec-Länder darauf verständigt, ihrerseits 600.000 Fass am Tag vom Markt zu nehmen. Ziel der Vereinbarung war, den zuvor auf unter 30 Dollar je Fass gesunkenen Ölpreis in die Höhe zu treiben, was auch gelungen ist. Zuletzt kostete ein Fass der für Europa maßgeblichen Nordseesorte Brent knapp 75 Dollar.

Benzin, Diesel teurer

Opec-Präsident Al Mazrouei pries am Freitag die Zusammenarbeit mit Russland, Mexiko und anderen Ölproduzenten. Das inzwischen zweimal verlängerte Abkommen, in Summe 1,8 Millionen Fass vom Markt zu nehmen, bleibt vorerst bis Ende 2018 in Kraft. Die nunmehr 15 Opec-Staaten werden sich heute, Samstag noch mit zehn Nicht-Opec-Staaten beraten, um die neue Linie offiziell zu beschließen.

Den Aufwärtstrend bei den Treibstoffpreisen verdeutlicht ein Blick in die Mineralölstatistik: Nach Angaben des Autofahrerklubs ÖAMTC hat sich Benzin seit Jahresbeginn um 7,2 Prozent verteuert, die Dieselpreise sind um 7,4 Prozent gestiegen. Ein Liter Diesel kostete diese Woche im Durchschnitt 1,228 Euro, ein Liter Benzin 1,282 Euro. (Günther Strobl, 22.6.2018)