Wien – Ein Jahr lang musste "Kino unter Sternen" wegen Förderproblemen pausieren, nun ist es ab Freitag zurück. Für das sommerliche Paket an Filmen am Karlsplatz (bei freiem Eintritt) wurden zwei Linien gefunden. Vor den österreichischen Arbeiten werden "ephemere" Kurzfilme gezeigt. Darunter versteht man Industrie- und Lehrfilme, aber auch solche von Amateuren, die deswegen als "vergänglicher" gelten, weil sie aus der Filmgeschichtsschreibung in der Regel exkludiert werden.

Ein "Kinderfilm"-Albtraum: "The 5.000 Fingers of Dr. T.".
Foto: Kino unter Sternen

Unter den heimischen Langfilmen finden sich auch Aktuelles. Den Auftakt macht etwa Mara Mattuschkas Phaidros, eine Revue im Theatermilieu um einen aufstrebenden Star (Julian Sharp) und seine Neider. Eine Premiere ist auch Caspar Pfaundlers nüchtern betitelter Porträtfilm Frau Maria und die Liquidierung der Stoffhandlung Stastny, der über seine Protagonistin an die Vergangenheit des Textilviertels im ersten Gemeindebezirk erinnert.

Farbenpracht in hoffentlich laue Nächte bringt das Special "Wonderama", das über Technicolor und Cinemascope die Sinne in Aufregung versetzt. Darunter das sowjetische Musical Cermuski / Cherry Town des gebürtigen Wieners Herbert Rappaport, mit Musik von Schostakowitsch. Um Argwohn gegen Musik geht es dagegen in der Dr.-Seuss-Adaption The 5.000 Fingers of Dr. T. – einem Albtraum von einem "Kinderfilm", wird der Nachwuchs darin doch von einem Verrückten zu einem noch nie dagewesenen Megakonzert verdonnert.

An bewährter Stelle, am Augartenspitz, startet schon einen Tag früher, am 28. Juni, das von Viennale und Filmarchiv Austria veranstaltete "Kino wie noch nie". Hervorhebenswert ist aus der vertrauten Mischung aus Reprisen und jüngeren Kino ein kleines Tribute für den im April verstorbenen Regisseur Milos Forman. Gezeigt werden vornehmlich US-Filme, etwa One Flew Over the Cuckoo's Nest und natürlich Amadeus – Formans bedeutender Anteil an der neuen Welle des tschechischen Films wird leider nur über den einstmals verbotenen Hori, má panenko/ Der Feuerwehrball von 1967 ersichtlich.

Trailer zu "Monterey Pop".
PennebakerHegedus

Unter dem Motto "Make Love Not War" wurde eine weitere Gruppe an Filmen zum 68er-Nostalgieangebot versammelt, vornehmlich im musikalischen Bereich. Monterey Pop (Regie: D. A. Pennebaker) sei hiermit empfohlen: Jimi Hendrix, Otis Redding und The Who drücken sich auf der Bühne die Klinke und das Herz in die Hand. (Dominik Kamalzadeh, 26.6.2018)