Wer hat Dienstagabend im ORF-Report das Interview von Susanne Schnabl mit Innenminister Herbert Kickl gesehen? ORF-Generaldirektor Wrabetz schon einmal nicht (ganz), denn er ist eigenen Angaben zufolge wegen Übermüdung durch Fußball-WM-Schauen "eingenickt". Also: Man konnte eine höfliche und kompetente Moderatorin Schnabl sehen – und einen randalierenden Kickl. Irgendwer hat ihm gesagt, dass Angriff die beste Verteidigung ist, und so verstieg sich der Herr Innenminister bei Fragen über seine untersuchungsausschusswürdige Amtsführung in ständige Angriffe auf Schnabl und kritische Journalisten überhaupt.

In der Affäre um die Hausdurchsuchung im BVT weist Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) alle Vorwürfe gegen ihn zurück. Im "Report" sagt er Dienstagabend, er habe wegen Anzeigepflicht vorgehen müssen.
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Folgt der Auftritt von Herbert Fechter, Stiftungsrat im ORF. Der vermisste bei Frau Schnabl "Respekt" gegenüber Kickl. Was hätte sie sagen sollen? "Erhabener, darf ich Euch zu Eurer Amtsführung gratulieren?" Oder: "Bwana Kickl, big chief!", "Ehrt mich Unwürdige mit Euren Worten, Sahib"?

Wenn wir schon von Respekt reden: Was qualifiziert eigentlich jemanden als Stiftungsrat für das größte Medienunternehmen? Herbert Fechter hat in grauer Vorzeit als Autor bei ORF-Sendungen mitgemacht, ist aber seit langem Künstleragent ("Die mystischen Kräfte der Mönche des Shaolin-Kung-Fu"). Oder was qualifiziert einen erfolglosen Ex-FPÖ-Chef wie Norbert Steger zum Chef des Stiftungsrats? Oder Thomas Zach, früher Kabinettschef bei Innenminister Ernst Strasser, jetzt Unternehmensberater und ÖVP-Sprecher im Stiftungsrat? Die Kontrollierten müssen vor den Kontrolleuren Respekt haben. (Hans Rauscher, 28.6.2018)