Nach dem Auslaufen der Kofinanzierung des Bundes für die meisten Sprachkurse will das Land Oberösterreich ab Herbst auf eigene Faust Alphabetisierungs- und Deutschkurse für Asylwerber anbieten.

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Linz – Nach dem Auslaufen der Kofinanzierung des Bundes für die meisten Sprachkurse will das Land Oberösterreich ab Herbst auf eigene Faust Alphabetisierungs- und Deutschkurse für Asylwerber anbieten. Sie sollen 1.500 Menschen in der Grundversorgung, die bisher noch keinen Kurs besucht haben, erreichen, kündigte Integrationslandesrat Rudi Anschober (Grüne) am Mittwoch in einer Pressekonferenz an. 19.233 – und damit der Großteil der nach Oberösterreich gekommenen – Asylwerber haben im Rahmen einer zweijährigen Ausbildungsoffensive an Deutschkursen inklusive einer Orientierungsschulung teilgenommen, rechnete Anschober vor.

Zuletzt wurden Sprachkurse vom Bund kofinanziert. Mittlerweile zahle das Ministerium aber nur mehr Kurse für Syrer in der Grundversorgung, so der Landesrat, das seien in Oberösterreich gerade einmal 142 Personen (Stand 12. Juni 2018). Er will daher im September ein neues – das dritte – Sprachförderpaket des Landes anlaufen lassen.

Von September bis Dezember sollen 1.500 Menschen erreicht werden. Anschober rechnet damit, dass 120 bis 140 Kurse erforderlich sein werden, die man dezentral und mit den selben Bildungsträgern wie bisher anbieten wolle. Es geht um Basiskurse, für Jahresbeginn 2019 sei dann die nächste Stufe des Sprachtrainings in Vorbereitung. Was die Finanzierung angeht, will Anschober diese aus seinem Ressort sicherstellen, hieß es aus seinem Büro.

Stelzer betont oberösterreichischen Weg

Seitens der ÖVP betonte man, für Landeshauptmann Thomas Stelzer als Finanzreferent sei immer klar gewesen sei, "dass auch wenn der Bund die Mittel für Deutschkurse streicht, am oberösterreichischen Weg festgehalten wird" – sprich die Landesmittel sollen nicht gekürzt werden, müssen allerdings aus Anschobers Topf kommen.

FPÖ-Klubobmann Herwig Mahr, der dem Grünen Landesrat vorwarf, "ständig Asyl und Integration zu vermischen, um mehr Migranten im Land behalten zu können" und geförderte Deutschkurse nur für jene will, die auch sicher bleiben dürfen, hielt fest, "dass Anschober sein Budget aber auch im Jahr 2018 nicht überziehen darf".

Unterschiedliches zu dem Thema lesen die Parteien offenbar aus dem neuen oberösterreichischen Integrationsleitbild, das am Donnerstag im Landtag beschlossen werden soll, heraus: Anschober begründet die neue Sprachkurse-Offensive mit diesem Strategiepapier, das die Bedeutung der gemeinsamen Sprache als Grundlage des Zusammenlebens manifestiere.

Auch ÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer betonte, dass "die Deutschförderung von Asylwerbern auch weiterhin Schwerpunkt in der oberösterreichischen Integrationsarbeit" bleibe. Er will allerdings "gezielt jene Gruppen ansprechen, die eine hohe Bleibeperspektive haben". Mahr hielt hingegen – ebenfalls unter Verweis auf das Leitbild – fest: "Ich setze sowieso voraus, dass zuwandernde Menschen selbstständig alles unternehmen, um sich die Landessprache anzueignen" und vermisst bei den meisten Betroffenen die "nötige Motivation und Selbstständigkeit". (APA, 4.7.2018)