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Putin mag Aurus – eine Mischung aus Aurum (lateinisch für Gold) und Russland.

Foto: Reuters/SERGEI KARPUKHIN

Russlands Präsident Wladimir Putin will von Mercedes-Modellen auf eigene Limousinen umsteigen. Und arabische Scheichs springen mit auf. Ein Fonds aus den Vereinigten Arabische Emiraten (VAE) investiert Millionen in das Autoprojekt.

Im Mai überraschte Putin bei seiner erneuten Inauguration die Welt: Die wenigen Meter von seiner Residenz im Senatspalast zum Andrejew-Saal im Großen Kremlpalast legte er in einer zwar etwas klobigen, aber das russische Selbstwertgefühl hebenden, weil im Eigenbau gefertigten Luxuslimousine zurück. Kortesch ("Ehrengeleit") nannten die Macher den Wagen, der zum neuen Stolz der russischen Automobilindustrie werden soll. Das Projekt selbst läuft unter dem Namen Aurus – einer Zusammensetzung aus dem lateinischen Aurum (Gold) und Russland.

Für Daimler lukratives Geschäft

In den letzten 25 Jahren haben die russischen Präsidenten vorwiegend auf gepanzerte Mercedes-Limousinen zurückgegriffen, um sich von A nach B fortzubewegen. Für Daimler ein lukratives Geschäft, das sich der Konzern zu Beginn des Jahrtausends wohl auch einiges an Bestechungssummen für russische Regierungsbeamte kosten ließ. Im Gegensatz zu den USA, wo der Konzern 2010 zu 185 Millionen Dollar Schadenersatz verurteilt wurde, verliefen die Untersuchungen in Russland aber im Sand.

Auch nach dem Skandal kaufte nicht nur die "Garage besonderer Verwendung", wie der Kreml-Fuhrpark seit 1921 heißt, sondern ebenso zahlreiche andere Administrationen fleißig weiter bei Mercedes ein, selbst wenn seit 2016 zumindest niederen Chargen der Kauf von Fahrzeugen, die umgerechnet mehr als 35.000 Euro kosten, verboten wurde. Seit 2013 jedoch arbeiten russische Entwickler parallel am Bau einer eigenen Luxuslimousine, die das Erbe der sowjetischen Tschaika und Sil antreten soll.

Eigenes Geld reicht nicht

Die Federführung bei dem Projekt hat das Moskauer Forschungsinstitut für Automobilbau Nami. An der Produktion ist zudem der russische Automobilbauer Sollers beteiligt, der neben der Herstellung des russischen Geländewagens UAZ vor allem mit der Montage ausländischer Marken wie Ford, Toyota, Mazda und Isuzu beschäftigt ist. Bis 2017 wurden in das Projekt Aurus bereits 12,4 Milliarden Rubel (170 Millionen Euro) investiert. Für die Serienreife der Präsidentenlimousine reicht das nicht – und so kommt ein Angebot aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gerade recht: Der Militär- und Entwicklungsfonds der staatlichen Tawazun Group kauft sich in das Projekt ein.

Eine entsprechende Absichtserklärung haben VAE-Außenminister Abdullah bin Zayid Al Nahyan und Russlands Industrieminister Denis Manturow in Kasan unterzeichnet. Für 110 Millionen Euro soll die Holding aus den Emiraten etwa 30 Prozent an Aurus bekommen. "Die Investitionen gehen in die Entwicklung und Produktion von Autos der Luxusklasse für die zivile Nutzung unter der Marke Aurus, aber auch in eine Produktlinie moderner gepanzerter Fahrzeuge", sagte Manturow.

Neben Staatskarosserien sollen unter dem Namen Aurus nämlich künftig auch Businesslimousinen für Geschäftsleute, Kleinbusse und Geländewagen produziert werden. Laut Manturow kosten die Limousinen umgerechnet ab 140.000 Euro. Der Beginn einer Miniserienproduktion mit 200 bis 220 Fahrzeugen ist für 2019 anvisiert, bei größerer Nachfrage können aber zusätzliche Kapazitäten in Uljanowsk an der Wolga oder in der Teilrepublik Tatarstan aktiviert werden. Ironischerweise geht gleichzeitig auch das Mercedes-Werk im Gebiet Moskau in Betrieb. Daimler will in der für 300 Millionen Euro entstandenen Fabrik rund 25.000 E-Klasse-Limousinen und Geländewagen vom Band laufen lassen. (André Ballin aus Moskau, 11.7.2018)