Bild nicht mehr verfügbar.

Dry aged Steak aus Argentinien oder Japan ist nicht gerade günstig. Die Lust der Touristen und Einheimischen auf neue Gaumenfreuden erlaubt es Österreichs Wirten, hochpreisigere Speisekarten zu kreieren.

Foto: AP / Daniel J. van Ackere

Brüssel – Die realen Haushaltseinkommen, also nach Abzug der Inflation, sind in Österreich zwischen 2001 und 2016 durchschnittlich um 0,56 Prozent gewachsen. Das liegt unter dem EU-Schnitt von 1,1 Prozent, wie jüngste Daten von Eurostat zeigen.

Ein Armutszeugnis ist das aber im wahrsten Sinne des Wortes nicht. In absoluten Zahlen hatten die Österreicher 2016 die dritthöchsten Haushaltseinkommen in der EU, hinter Luxemburg und Deutschland.

Osteuropa holt auf

Das hohe Ausgangsniveau erklärt zum Teil die niedrigeren Wachstumswerte hierzulande. In Ländern wie Rumänien oder im Baltikum führt die Aufholjagd zu höheren Werten. Diese können aber die tatsächlichen Verhältnisse verschleiern.

Ein Beispiel: Im Jahr 2006 stiegen die Einkommen der Rumänen um über elf Prozent, während sie in Österreich weniger als drei Prozent zulegten. In absoluten Zahlen betrug das Plus jedoch in beiden Ländern etwa gleich viel. Eine Ausnahme, denn in den meisten Jahren holten die ärmeren EU-Länder auch in absoluten Zahlen auf, die von der EU angestrebte Konvergenz schritt gut voran.

Inflation als Wachstumskeil

Ein anderer Faktor als die absoluten Wohlstandsniveaus wirkt allerdings bremsend: In Österreich lag die Inflation in den vergangenen Jahren leicht über dem EU-Schnitt, aber auch über jenem Deutschlands – stets die Messlatte der heimischen Wettbewerbsfähigkeit.

Nominell, also ohne Abzug der Inflation, sind die Haushaltseinkommen der Österreicher durchschnittlich um 2,5 Prozent seit 2001 gestiegen, mehr als in der EU (2,4) oder in Deutschland (2,3).

Land der Genießer

Der stärkere Preisanstieg hierzulande hat laut einer Analyse der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zwei Gründe:

Erstens wurden Restaurants und Übernachtungen überdurchschnittlich teurer. Das spüren vor allem Touristen, aber auch Einheimische. Typisch ländliche Urlaubsregionen sind außerdem bei der Erstellung des Warenkorbs weniger repräsentiert als die großen Ballungsräume.

Tatsächlich dürfte die Lust am guten oder besseren Essen in letzter Zeit einen höheren Stellenwert für Österreicher eingenommen haben. Das heimische Genießertum erklärt aber nur einen Teil der steileren Preisentwicklung.

Land der Steuern

Die zweite Ursache sieht die OeNB im Anstieg der sogenannten administrierten Preise. Diese umfassen indirekte Steuern, Gebühren und Abgaben, mit denen die öffentliche Hand Preise beeinflusst wie die Tabak- und Mineralölsteuer oder Mehrwertsteuersätze.

Trotz des geringeren Gewichts solcher Preise war der Unterschied 2017 in Österreich fünfmal höher als in Deutschland.

Während die Teuerung im Dienstleistungssektor die heimische Wettbewerbsfähigkeit in anderen Sektoren kaum tangiert, treffen die staatlich administrierten Preise nicht nur die Haushaltseinkommen, sondern auch Exportunternehmen. (slp, 18.7.2018)