Lisa McInerney, "Glorreiche Ketzereien". Deutsch: Werner Löchner-Lawrence. € 24,70 / 446 Seiten. Liebeskind, München 2018

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Maureen fackelt nicht lange, als sie einen Einbrecher in ihrer Küche entdeckt. Sie erschlägt ihn mit einer Devotionalie. So etwas ist in einem irischen Haushalt schnell zur Hand. Zum Glück ist Maureens Sohn ein Gangster, der die Schweinerei entsorgen lassen kann.

Dass der Aufräumer nicht der Hellste ist, verursacht Komplikationen. Lisa McInerneys Debüt ist mehr als ein Krimi. Es ist eine Familiengeschichte, geprägt von Gewalt und Alkohol, ein Entwicklungsroman, die Innenansicht eines Landes aus der Perspektive derer, die nichts zu verlieren haben.

Was die Autorin auszeichnet, ist ihr Talent zur Groteske. Das wird durch die Bigotterie angeheizt: Immer wieder tauchen Erinnerungen der "Sünderinnen" auf, die uneheliche Kinder zur Welt brachten und, von Nonnen eingesperrt, ihre Neugeborenen "abgeben" mussten. Kein Wunder, dass diese Traumata auch die nachfolgende Generation prägen. McInerneys Roman oszilliert zwischen Sarkasmus und anrührenden Szenen: anspruchsvolle Sommerlektüre. (Ingeborg Sperl, Album, 23.7.2018)