Premierministerin Theresa May und ihr Team sind drauf und dran, den Fehler des Brexit-Referendums noch zu potenzieren.

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Michel Barnier, Brexit-Verhandler der EU, war der Erste. Er stellte in der Vorwoche den Austritt Großbritanniens ohne Abkommen in Aussicht. Nun übernehmen seine Gegenspieler, Brexit-Minister Dominic Raab und Außenminister Jeremy Hunt, diese Botschaft. Auch sie drohen mit einem "No deal"-Brexit, um so die EU zum Einlenken bei den festgefahrenen Verhandlungen zu drängen.

Diese Taktik riecht nach Verzweiflung. Denn wenn das Königreich tatsächlich am 29. März 2019 die Union ohne Vertrag verlässt, dann wäre das für Kontinentaleuropa ein Rückschlag, für Irland eine Krise – und für Großbritannien eine Katastrophe. Raab und Hunt, offensichtlich im Auftrag von Premierministerin Theresa May und unter Druck der Tory-Hardliner, handeln wie kleine Kinder, die die Luft anhalten, weil sie auf ihre Eltern böse sind.

Genauso wenig zieht die Drohung Raabs, ohne Vertrag die Schlussabrechnung von 40 Milliarden Euro an das EU-Budget zu verweigern. Die EU-27 werden das eher überleben als die britische Wirtschaft die Einführung von strengen Grenzkontrollen und flächendeckenden Zöllen.

Natürlich wird auch Brüssel London in manchen Punkten entgegenkommen müssen. Aber während die EU-Verhandlungsposition schlüssig ist, strotzt das britische Weißbuch vor Widersprüchen. May und ihr Team sind drauf und dran, den Fehler des Brexit-Referendums durch eine miserable Verhandlungsführung noch zu potenzieren. (Eric Frey, 23.7.2018)