Herbert Keßler im Jahr 2010.

Foto: A. Serra

Bregenz – Herbert Keßler, Vorarlberger Landeshauptmann von 1964 bis 1987, verstarb am vergangenen Wochenende im Alter von 93 Jahren. Markus Wallner, dritter Landeshauptmann nach Keßler, würdigte den Verstorbenen als großen Föderalisten, der Vorarlberg "zur modernen Industrieregion mit sozialem Antlitz weiterentwickelte".

Herbert Keßler begann seine berufliche Laufbahn 1950 als Verwaltungsjurist im Landesdienst. Der Volkspartei war er bereits im Herbst 1945, ein halbes Jahr nach deren Gründung, beigetreten. Bevor Herbert Keßler 1964 die Nachfolge des Nachkriegs-Landeshauptmanns Ulrich Ilg antrat, hatte er erste politische Erfahrungen als Bürgermeister von Rankweil (Bezirk Feldkirch) und Landtagsabgeordneter gesammelt.

Ilg unterstützte Herbert Keßler, der mit 39 Jahren Landeshauptmann wurde, noch als Finanzlandesrat. Der junge Landeschef übernahm Kultur und Bildung. Keßlers Politik war geprägt von seiner konservativ-katholischen Einstellung, der christlichen Soziallehre und seinem festen Glauben an die göttliche Ordnung.

Konservative Kulturpolitik

Es war die Zeit des Wiederaufbaus, des Fortschritts. Die Rheintalautobahn wurde gebaut, der Arlberg-Straßentunnel, das LKH Feldkirch. Schließlich entstanden das Landhaus, das Festspielhaus, Landesbibliothek und Landeskonservatorium. Vorarlberg entwickelte sich zum prosperierenden Industrieland, während Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum ganz in seinem Sinne waren, konnte Herbert Keßler wachsendes Demokratiebewusstsein und den Wunsch nach Partizipation nicht nachvollziehen.

Die 1968er-Bewegung machte sich zeitverzögert in Vorarlberg ausgerechnet in der Jungen ÖVP bemerkbar. 1973 wollte die Parteijugend Keßler, den sie für Kinozensur und Verbot von Popkonzerten verantwortlich machte, stürzen. Die Rebellion misslang. Keßler gewann ein Jahr später wieder die Landtagswahl. Die Sozialdemokraten flogen aus der Landesregierung, sogar die Arbeiterkammer wurde umgefärbt.

Die konservative Kultur- und Bildungspolitik Keßlers blieb Reizthema. Herbert Keßler legte nach 23 Jahren das Amt als Landeshauptmann zurück, Martin Purtscher wurde Landeshauptmann. (Jutta Berger, 30.7.2018)