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Zwischen den Arten: Der Delfin-Mischling (im Vordergrund) in Begleitung eines Tiers, das seine Mutter sein könnte.
Foto: AP/Kimberly A. Wood/Cascadia Research

Honolulu – Englischsprachige Medien sind derzeit im Vorteil, weil sie aktuell von einem "dolphin-whale hybrid" berichten können, was etwas spektakulärer klingt als "Delfin-Hybride". Das Tier, das vor der Küste der hawaiianischen Insel Kauai gesichtet wurde, ist offenbar aus der Paarung eines Rauzahndelfins (Steno bredanensis) mit einem Breitschnabeldelfin (Peponocephala electra) hervorgegangen. Letzterer heißt im Englischen "Melon-headed whale", was in Kombination mit einem "dolphin" unwillkürlich Assoziationen zu sehr unterschiedlichen Paarungspartnern weckt. Doch bei kleineren Zahnwalen werden die Bezeichnungen "Wal" und "Delfin" generell recht beliebig verwendet – analog zu "Fuchs", "Hund" und "Wolf".

Wissenschafter des Cascadia Research Collective (CRC) beobachteten das Tier zum ersten Mal vor einem Jahr und wunderten sich über sein Aussehen. Die Rückenflosse erinnerte sie an einen Breitschnabeldelfin, die Kopfform und die gefleckte Pigmentierung ähnelten hingegen eher einem Rauzahndelfin. Den Forschern gelang es, eine DNA-Probe zu entnehmen, und diese bestätigte tatsächlich, dass es sich um eine Hybride handelt – die erste aus diesen beiden Spezies, die man bisher kennt.

Wahlfamilie

Die ungewöhnliche Abstammung des Tiers dürfte sich auch in seiner gegenwärtigen sozialen Situation widerspiegeln: Es hat nur einen ständigen Begleiter, einen Breitschnabeldelfin – normalerweise leben Angehörige dieser Spezies in Gruppen von einigen hundert Tieren zusammen. Stattdessen hält sich dieses Exemplar samt der Hybride in der Nähe von Rauzahndelfinen auf.

Die Forscher spekulieren daher, dass es sich bei dem Begleiter um die Mutter der Hybride handelt und dass sie sich jener artfremden Gruppe angeschlossen hat, der auch der Vater angehört. Wie die CRC-Forscher um Robin Baird gegenüber CNN erklärten, wollen sie in der kommenden Woche noch einmal ausfahren, um mittels Biopsie zu überprüfen, ob es sich tatsächlich um Mutter und Kind handelt. Dass daraus eine neue Spezies entsteht, hält Baird für unwahrscheinlich.

Natürliche Kreuzungen

Paarungen zwischen Angehörigen relativ nah verwandter Spezies kommen in der Natur immer wieder vor, manchmal entspringt daraus auch Nachwuchs. Bei Zahnwalen hat man unter anderem schon Hybriden von Kleinen Schwertwalen und Großen Tümmlern sowie von Tümmlern und Gemeinen Delfinen gesichtet.

Auch bei Bartenwalen kommt Hybridisierung vor – und das kann mitunter groteske Folgen nach sich ziehen. Erst vor kurzem töteten isländische Walfänger einen großen Wal und waren anschließend sehr bemüht darum, zu belegen, dass es sich nicht um einen streng geschützten Blauwal, sondern um eine Hybride aus Blauwal und Finnwal gehandelt habe. Dass solche Tiere keinen gesetzlichen Schutz genießen, halten internationale Experten für ein problematisches Schlupfloch. Seit den 1980ern wurden in Island fünf angebliche oder tatsächliche Hybriden getötet. (jdo, 2. 8. 2018)