Linz – 45 Prozent der österreichischen Wahlberechtigten geben der Bundesregierung für deren Herangehen an den Ratsvorsitz in der Europäischen Union ein Sehr Gut (12 Prozent) oder ein Gut (33 Prozent) – 19 Prozent finden die Regierungsarbeit in diesem Punkt weniger gut, zehn Prozent gar nicht gut. Und jeder Vierte traut sich kein Urteil zu.

Das geht aus einer aktuellen Market-Umfrage für den STANDARD hervor. Die Daten zeigen, dass die Einschätzungen ziemlich genau den Parteigrenzen folgen: Erklärte SPÖ-Wähler sind zu 56 Prozent negativ eingestellt, Wähler der der ÖVP und FPÖ finden zu jeweils rund einem Viertel, dass die Regierung diese Sache sehr gut mache, jeweils weitere 42 bis 43 Prozent meinen, dass die Regierung den Vorsitz gut mache.

Der STANDARD ließ weiter fragen: "Im kommenden Jahr gibt es Wahlen zum Europäischen Parlament, die Europawahl. Hier sehen Sie nun einige mögliche Spitzenkandidaten für die EU-Wahl. Beurteilen Sie bitte jeweils, ob dieser Kandidat geeignet ist, Ihre Interessen in der EU zu vertreten oder eher nicht."

Ein Kandidat der "schwarzen" ÖVP

Dabei erzielt der derzeitige ÖVP-Delegationsleiter in Straßburg, Othmar Karas, Spitzenwerte: 34 Prozent – drei Prozentpunkte mehr als im Mai 2014 im Vorfeld der jüngsten EU-Wahl – halten Karas für geeignet, 24 Prozent für ausdrücklich ungeeignet. Auffallend ist, dass Karas nicht nur aus der "eigenen" ÖVP-Wählerschaft viel Zustimmung erhält, sondern in noch höherem Ausmaß von Anhängern der Oppostionsparteien.

"Karas steht für die traditionelle, europafreundliche, wenn man so will: schwarze ÖVP – das erklärt auch, warum er die schlechteste Benotung nicht von Regierungsgegnern, sondern von erklärten Freiheitlichen bekommt, die mit der neuen, türkisen ÖVP gut auskommen, die alte, schwarze ÖVP aber als klaren Gegner sehen", erläutert Werner Beutelmeyer, der Chef des Linzer Market-Instituts.

Noch deutlicher wird das, wenn man fragt, welche der möglichen EU-Kandidaten "eine klare Vorstellung von der Zukunft Europas" hat: Hier erhält Karas 40 Prozent (etwa gleich wie vor vier Jahren, als er auf 38 Prozent gekommen ist). Auch hier loben ihn die Oppositionsanhänger mehr als die ÖVP-Wähler, während ihn die Freiheitlichen verschmähen.

Köstinger auf zweitem Platz

Auf den Plätzen hinter Karas landen Umweltministerin und Ex-EU-Abgeordnete Elisabeth Köstinger (ÖVP), die 31 Prozent für geeignet und 33 Prozent für mit entsprechenen Vorstellungen ausgestattet halten und die ehemalige Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ), die knapp vor ihren Parteifreunden Andreas Schieder und Jörg Leichtfried liegt.

Weit dahinter der freiheitliche Harald Vilimsky, dem nur erklärte FPÖ-Wähler, diese allerdings in sehr hohem Maß, europapolitische Vorstellungen zutrauen. Kaum europapolitisches Profil hat bisher die Neos-Newcomerin Claudia Gamon entwickelt und auch der Grüne Michel Reimon ist wenig bekannt und noch weniger profiliert. (Conrad Seidl, 6.9.2018)