Parallel zur geringeren Arbeitslosenrate gab es auch mehr offene Stellen. Fast 80.000 Jobs waren im August sofort verfügbar.

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Wien – Die Konjunktur läuft, und die Zahl der Arbeitslosen sinkt. Aber nicht genug. Beim Arbeitsmarktservice sind 80.000 Stellen als sofort verfügbar gemeldet – laut AMS der höchste je erreichte Wert. Die Wirtschaft sagt, es fehlten 162.000 Fachkräfte.

Der Wirtschaftsaufschwung ist am Arbeitsmarkt angekommen: Die Zahl der als arbeitslos gemeldeten unselbstständig Erwerbstätigen ist im August um 30.000 gesunken (gegenüber August 2017), die Zahl der Beschäftigten insgesamt stieg um 86.000 auf 3,81 Millionen. Diese positive Entwicklung meldete das Arbeitsmarktservice (AMS).

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Zugleich waren Ende August 79.354 Arbeitsplätze als sofort verfügbar beim AMS gemeldet. Das sind um 17.486 Stellen oder 28 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Unternehmen haben laut AMS-Chef Johannes Kopf 41 Prozent der offenen Stellen gemeldet – der höchste je erreichte Wert.

Nach Branchen zog die Beschäftigung in der Informations- und Kommunikationsbranche am stärksten an. In diesem Bereich stieg sie im Juli um 5,7 Prozent auf 98.391, das sind 5288 Personen mehr als im Juli des Vorjahres. Dieser Trend habe sich im August fortgesetzt, heißt es beim AMS.

Auch Zeit- und Leiharbeit waren gefragt, Wach- und Sicherheitsdienste sowie Reisebüros und Reiseveranstalter suchten aktiv nach Personal. Mit einem Zuwachs von 6,1 Prozent stieg die Zahl der gemeldeten offenen Stellen in dem unter "sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen" zusammengefassten Segment auf 14.715. Im Juli waren dort 236.983 Personen beschäftigt, das sind 4,5 Prozent mehr als im Juli 2017.

Auf dem Bau waren mit 282.120 Personen um 9053 Personen mehr beschäftigt (plus 3,3 Prozent gegenüber Juli 2017). Ein hartes Pflaster sind Banken und Versicherungen, hier war die Beschäftigung leicht rückläufig.

Arbeitsmarktdaten werden bejubelt

Die Präsidenten-Fraktion in der Wirtschaftskammer, der ÖVP-Wirtschaftsbund, jubelt über die verbesserten Arbeitsmarktdaten, Bestperformer in der EU seien aber Tschechien und Deutschland. Österreich belege nur Rang zehn. "Selbst Bulgarien und Rumänien liegen bereits vor Österreich", ätzte Kammergeneral Karlheinz Kopf mit Verweis auf eine Umfrage, laut der die Betriebe Fachkräftemangel fürchten und 162.000 Fachkräfte fehlten.

Die Arbeitslosigkeit ging bei Männern mit 9,1 Prozent (auf 149.029 Personen) deutlich stärker zurück als bei Frauen (5,7 Prozent auf 139.157). Bei der Verweildauer ist es umgekehrt: Frauen waren im Schnitt 184 Tage vorgemerkt (vier weniger als im Vorjahresmonat), Männer 249 (ein Tag länger. Ein Grund: Hilfs- oder angelernte Arbeitskräfte verlieren bei schlechtem Konjunkturumfeld rascher ihren Job – finden aber schneller einen, wenn sich die Auftragslage bessert.

Rückgang an gemeldeten Personen beim AMS

Anhaltend vital blieb der Zugang von Arbeitnehmern aus den neuen EU-Ländern: Rumänien und Bulgarien (plus 13,8 Prozent auf 73.750 Personen), Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn (plus 8,1 Prozent auf 226.240) sowie Kroatien (plus 11,4 Prozent auf 33.363)

Insgesamt ging die Zahl der beim AMS gemeldeten Personen (inklusive Schulungsteilnehmer) per Stichtag Ende August auf 344.651 zurück, das sind um 30.000 weniger als vor einem Jahr. Zurückgegangen ist beides: In Schulungen waren mit 56.465 Teilnehmern um fast elf Prozent oder 6835 Personen weniger. 288.186 Menschen waren arbeitslos gemeldet, das sind um 23.306 weniger als vor einem Jahr. (ung, 3.9.2018)