Maria Vassilakou hat – wie auch der mittlerweile abgetretene Wiener Bürgermeister Michael Häupl in der Wiener SPÖ – bei den Grünen keinen Nachfolger bestimmt oder aufgebaut, sondern überlässt diese Entscheidung der Partei. Das ist kein Zeichen von Führungsschwäche, sondern ein höchst demokratischer Vorgang. Diese Entscheidung der Basis zuzumuten zeugt von Vertrauen in die eigene Bewegung.

Das Match in der SPÖ zwischen Andreas Schieder und Michael Ludwig ist spannend und fair verlaufen, beide Kandidaten konnten sich präsentieren, die Parteimitglieder hatten Gelegenheit, die Positionen zu diskutieren. Für die SPÖ wurde das nicht zur groß herbeibeschworenen Zerreißprobe zwischen dem linken und dem rechten Flügel. Auch wenn es im Schieder-Lager Enttäuschungen gab, ist die Partei nicht daran zerbrochen, sondern gewachsen.

Nun haben auch die Wiener Grünen die Wahl, bis Dienstag sollten alle Kandidaten bekannt sein. Vorerst haben sich Gemeinderat Peter Kraus (32) und Klubchef David Ellensohn (55) aus der Deckung gewagt. Deren Alter ist insofern relevant, da Vassilakou selbst eine indirekte Empfehlung abgab: Sie legte ihrer Partei einen Generationswechsel an der Spitze nahe. Den Grünen soll nichts Schlimmeres passieren als ein interner Wettkampf der Ideen und Konzepte, auf offener Bühne ausgetragen. Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit dürfte dabei nicht schaden. (Michael Völker, 3.9.2018)