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Mit seiner Rolle als Lewis Medlock in John Boormans "Beim Sterben ist jeder der Erste" ("Deliverance") feierte Burt Reynolds 1972 den Durchbruch.

Foto: Everett Collection / picturedesk

Burt Reynolds mit Dom DeLuise in "The Cannonball Run" ("Auf dem Highway ist die Hölle los", 1981).

Foto: Reynolds

Hollywood – Schnauzbart, den Fuß fix am Gaspedal, immer einen flotten Spruch und ein Lächeln auf den Lippen: Burt Reynolds' Rolle als die Obrigkeit nervender Bo "Bandit" Darville im Actionvehikel Ein ausgekochtes Schlitzohr (Smokey and the Bandit) katapultierte den ehemaligen Athleten 1977 endgültig in Superstarsphären. Nicht nur Heerscharen heranwachsender Buben sollten sich für den charmanten Haudegen begeistern. Als Americana-Mythos fixiert wurde Reynolds' Image nicht zuletzt von Bruce Springsteen, in dessen Song Cadillac Ranch er mit seinem schwarzen Trans Am auftauchte. Dass dieses Bild den Blick auf sein volles Potenzial als Schauspieler verstellte, quittierte Reynolds, der seine Memoiren unter dem Titel Aber genug von mir veröffentlichte, meist ebenso lakonisch wie manche seiner Filmfiguren.

Anfänge als Athlet und Stuntman

Wie Hal Needham, Regisseur des Schlitzohr-Films und seiner Fortsetzungen, war auch Reynolds einst als Stuntman aktiv gewesen. Der Wechsel ins Schauspielfach verdankte sich einer Verletzung. 1936 als Sohn irischer, indianischer und italienischer Vorfahren in Michigan geboren, startete Reynolds seine Karriere, ein Football-Stipendium in Florida in der Tasche, als Athlet. Mit dem Schauspielstudium wechselte er in den 50er-Jahren nach New York. Erste Erfolge als Schauspieler stellten sich mit Fernsehserien wie Gunsmoke (1962–1965) ein, in der er den halbindianischen Schmied Quint Asper verkörperte.

Seine erste Titelrolle bekam Reynolds 1966 in einem Italo-Western von Sergio Corbucci als Navajo Joe. Danach wieder ein Engagement für eine Fernsehserie: Seine Figur Dan August (1970–1971) kritisierte Reynolds später dafür, dass sich ihr Ausdrucksreichtum auf "böser und böser" beschränkte.

Trailer zu "Deliverance".
Deliverance - Trailer

Der Durchbruch auf der großen Leinwand kommt 1972 mit Beim Sterben ist jeder der Erste (Deliverance). Die Flussreise von vier Großstädtern auf einem entlegenen Fluss in den Appalachen eskaliert in zunehmender Gewalt gegenüber den Einheimischen. In seiner Verkörperung des Anführers der Gruppe legt Reynolds Charisma und Differenziertheit an den Tag, die das Ausdrucksvermögen vor Augen führen, das in der Karriere des Amerikaners zunehmend eingeengt wird.

Lächeln am Bärenfell

1972 entsteht auch jenes Foto, für das Reynolds bis heute nebst seinen Schlitzohr-Rollen wohl am bekanntesten ist: Als erster Mann posierte er nackt für das Centerfold des Cosmopolitan-Magazins. Auch am Bärenfell vergeht Reynolds das Lächeln nicht. Später wird er dennoch zu Protokoll geben, er habe das Shooting umgehend bereut, da es seiner Karriere nichts gebracht habe.

Trailer zu "Ein ausgekochtes Schlitzohr".
Ein ausgekochtes Schlitzohr - Trailer(dt.)

Tatsächlich ist sich Reynolds seiner Karriere nicht selten selbst im Weg gestanden. Die Liste an ausgeschlagenen Angeboten ist eindrucksvoll: Die Rolle als Han Solo in Star Wars lehnt er ebenso ab wie Anfang der 70er die Einladung des James-Bond-Produzenten Albert R. Broccoli, die Rolle des Geheimagenten zu übernehmen.

In den Medien präsent bleibt Reynolds nicht nur als charmanter Talkshow-Gast, sondern auch durch die Scheidung von Schauspielerin Loni Anderson. 1996 meldet Reynolds mit zehn Millionen Dollar Schulden Konkurs an. Ein Jahr später gelingt ihm ein bemerkenswertes Comeback als Schauspieler: In Paul Thomas Andersons Boogie Nights spielt er einen Pornoregisseur und lässt einiges von der Fragilität hinter der maskulinen Fassade erahnen. Reynolds wird als bester Nebendarsteller das einzige Mal in seiner Karriere für einen Oscar nominiert. Er habe den Film nicht besonders gemocht und sich nur 15 Minuten davon angeschaut, erklärt er später im Interview.

Trailer zu "The Last Movie Star".
A24

Als alternder Schauspieler, der sich der Tatsache stellen muss, dass seine besten Tage hinter ihm liegen, ist Reynolds in einem seiner letzten fertiggestellten Filme zu sehen: "The Last Movie Star" (2017) harrt hierzulande noch einer Veröffentlichung. Am Donnerstag erlag der Schauspieler mit dem unwiderstehlichen selbstironischen Lächeln einem Herzstillstand, Burt Reynolds wurde 82 Jahre alt. (Karl Gedlicka, 7.9.2018)