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Martin Thür soll sonntags die "ZiB2" präsentieren.

Foto: Michael Gruber / EXPA / picturedesk.com

An das Studio der Zeit im Bild wird sich Martin Thür wohl erst gewöhnen müssen. Bisher führte er seine Interviews nämlich an eher ungewöhnlichen Orten – Bars, Boxklubs oder alten Fabrikhallen. Regierungsberater Kilian Kleinschmidt nahm sogar auf einem Stein vor den Flüchtlingszelten in Nickelsdorf Platz.

Klartext hieß das Polittalk-Format, das der jetzt 36-jährige Niederösterreicher entwickelte und moderierte und so dabei mithalf, das Schmuddelimage von ATV etwas aufzupolieren. Die Neuheit: themenzentrierte Gespräche, aufwendig gefilmt und geschnitten. Zu viele Live-Interviews würden in Langeweile oder Streit enden, kritisierte Thür zum Start des Formats 2014. "Mein Ziel ist eher, den Zuseher wissender zu entlassen."

Verließ ATV nach 15 Jahren

Im Sommer 2017, die neue Klartext-Staffel und ein Kanzlerduell gemeinsam mit Corinna Milborn waren schon geplant, verließ Thür den Sender nach 15 Jahren. Er wechselte ins TV-Team der Rechercheplattform Quo Vadis Veritas des Red-Bull-Gründers Dietrich Mateschitz. Dort gestaltete er die Reihe Im Kontext, die wöchentlich auf Servus TV ausgestrahlt wird.

Die Themen: abgestimmt mit den Addendum-Projekten, oft weit weg von der Tagespolitik – vielleicht etwas zu weit für Thür. "Wenn ich keine Wahlsendung machen darf, mach' ich mir die Wahlsendung einfach selbst", twitterte er zur Salzburger Landtagswahl im April. Er bastelte sich mit Wahlcockpit.at eine Website, die sämtliche Daten und Hochrechnungen grafisch aufbereitet lieferte. Seine Excel-Tabellen zu innenpolitischen Themen sind in der Journalistenszene ohnehin legendär. Dort ist Thür, der Theaterwissenschaft und politische Kommunikation studiert hat, gut vernetzt: Er organisiert die Wiener Journalismustage mit.

Redaktion wünscht sich ihn als Kollegen

In der Redaktion der Zeit im Bild haben sich laut einem Bericht der Wiener Zeitung "maßgebliche Teile der Redaktion" Thür schon länger als Kollegen gewünscht. Armin Wolf lobt seine Arbeit seit Jahren, nannte ihn "den Mann beim falschen Sender".

Jetzt soll Thür zum "richtigen Sender" kommen, denn für die geplante Wochenendausgabe der Zeit im Bild 2 braucht der ORF neben Wolf und Lou Lorenz-Dittlbacher einen weiteren Moderator. Schon bald soll er offiziell vorgestellt werden. Als dritter ZiB-Anchorman könnte Thür, mit Abstand zur bewährten Werktags-ZiB, Neues ausprobieren. Und wer weiß, vielleicht darf er seine Interviews ja auch draußen führen. (Philip Pramer, 10.9.2019)