Im Haus der geheimnisvollen Uhren, in dem man Schokokekse essen darf, bis einem schlecht wird, gibt es keine Regeln: Lewis Barnavelt, zehn Jahre alt, Waisenkind und hochbegabt, zieht nach dem Tod seiner Eltern zu seinem Onkel und darf nun selbst entscheiden, wann er ins Bett geht und was es zum Abendessen gibt (eben Schokokekse).

Jedem seine Waffe: Ob mit magischem Regenschirm, Ungeschick oder Hochbegabung, Cate Blanchett, Jack Black und Owen Vaccaro kämpfen gemeinsam gegen böse Mächte.
Foto: Quantrell D. Colbert

Das Haus, mehr Geistervilla als ein gewöhnliches Zuhause, ist besser als jeder Jahrmarkt: Es atmet, knarzt, tickt und heißt Besucher nur willkommen, wenn es sie mag. Regisseur Eli Roth, üblicherweise bekannt für Horrorfilme, die nicht menschen- und schon gar nicht kinderfreundlich sind (Cabin Fever, Hostel), zeichnet ein Gruselhaus mit Humor: Die Wände sind bedeckt von Uhren, die Möbel hüpfen herum, ein Ohrensessel benimmt sich wie ein Haustier.

Als der kleine Junge (Owen Vaccaro) mit Wörterbüchern im Koffer bei seinem Onkel Jonathan (wunderbar onkelhaft: Jack Black) auftaucht, steht für beide die Welt auf dem Kopf: Lewis hat nur noch seinen schrulligen Onkel, der gerne Kimonos trägt; Jonathan muss sich damit zurechtfinden, dass jemand seinen Kleidungsstil anzweifelt, Fragen stellt und auch mal Mist baut – eben ein Kind ist.

Trailer zu "Das Haus der geheimnisvollen Uhren".
Universal Pictures Germany

Zu den zwei schrägen Vögeln gesellt sich noch Mrs. Zimmerman: Cate Blanchett, ausschließlich in Lila gekleidet, spielt Jonathans Nachbarin und Freundin, die ihm gerne abstruse Schimpfwörter an den Kopf wirft – außerdem ist sie eine großartige Ersatztante.

Fantasy mit etwas Grusel

Die beiden verbindet aber auch ein Geheimnis, das wiederum mit dem Haus zu tun hat, in dem nichts mit rechten Dingen zugeht: Der Onkel entpuppt sich als aus der Übung geratener Zauberer, Mrs. Zimmerman als begabtere Hexe. Die vielen Uhren sollen eine weitere, im Haus versteckte Uhr übertönen. Sie stammt vom Vorbesitzer Isaac Izard (Kyle MacLachlan), der unter die bösen Magier gegangen ist. Als Lewis anfängt, selbst das Zaubern zu erlernen, überstürzen sich die rätselhaften Ereignisse in der beschaulichen Kleinstadt in Michigan.

Irgendwo zwischen Hugo Cabret und T. S. Spivet angeordnet (produziert wurde von Spielbergs Amblin Entertainment), wandelt Lewis Barnavelt durch die detailreiche Zauberwelt, mal staunend, mal sprachlos, meistens schlauer als alle anderen. Eine magische Welt durch die Augen eines klugen Jungen zu sehen, ist kein überraschender Kniff. Doch Roth erzählt seine erste jugendfreundliche Fantasygeschichte mit Witz und Tempo, einigen Schreckmomenten und mit Liebe zum Detail.

Das Trio aus schrägem Onkel, adretter Hexe und Zauberer in spe gibt eine charmante Patchworkfamilie ab – mit etwas ungewöhnlichen Fähigkeiten. (Lili Hering, 18.9.2018)