Graz – Es hatte den Anschein, als sei Feuer am Dach. Völlig überraschend für alle Anwesenden stellte der Leobner Bürgermeister Kurt Wallner am Montagabend im Parteivorstand der steirischen SPÖ den Antrag, Parteichef Michael Schickhofer solle hier und jetzt als Spitzenkandidat für die Landtagswahl fixiert werden. Das Datum dieses Ad-hoc-Antrages war bemerkenswert: Die Landtagswahl findet nämlich erst 2020 statt. Schickhofer wurde also am Montag bereits zwei Jahre zuvor zum Spitzenkandidaten gekürt. Eine Panikaktion?

Der Hintergrund für diese von etlichen Vorstandsmitgliedern als "fast überfallsartig" empfundene Abstimmung, bei der Schickhofer "100 Prozent", wie er wenig später per Aussendung wissen ließ, erhalten hatte, ist wohl im ständigen Gemauschel um die Parteiführung zu suchen. Seit Monaten wird hinter den Kulissen debattiert, ob Schickhofer, der von ÖVP-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer als junger, treuer Regierungspartner gehätschelt wird, bei der Wahl 2020 gegen Schützenhöfer reüssieren wird können. "Ich wollte einfach nicht mehr zuschauen, mir ist der Geduldsfaden gerissen, und da habe ich mich zu Wort gemeldet. Ich wollte jetzt einfach Nägel mit Köpfen machen", begründet Bürgermeister Wallner im Gespräch mit dem STANDARD seinen Antrag.

Bürgermeister hinter Schickhofer

Es stünden jedenfalls alle SPÖ-Bürgermeister geschlossen hinter Schickhofer: "Wir sind mit ihm sehr gut gefahren, wir sind optimal mit Landesgeldern für die Entwicklung unserer Gemeinden ausgestattet worden."

Schickhofer bemüht sich zwar, Profil zu gewinnen, allerdings gerät er in der Landespolitik immer wieder in eine Doppelmühle.

Zum einen will er die SPÖ-Oppositionspolitik im Bund engagiert mittragen, zum anderen hält er ÖVP-Politiker Schützenhöfer die Koalitionstreue, was im Landtag bei Themen wie dem Zwölfstundentag oder der Notstandshilfe zu oft abenteuerlichen politischen Verrenkungen führt. "Ich habe ihm jetzt eh geraten, dass er sich bundespolitisch künftig mehr raushalten soll", sagt Kurt Wallner. (Walter Müller, 18.9.2018)