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Bei Secondments können angehende Rechtsanwälte bis zu einem Jahr bei Großkanzleien in einer ausländischen Niederlassung oder bei Partnerkanzleien internationale Erfahrung sammeln, etwa in Johannesburg.

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Südafrika stand eigentlich nicht auf der Wunschliste von Noel Zamani. Seit Juni macht der Associate am Wiener Standort von Freshfields Bruckhaus Deringer ein sechsmonatiges Secondment in einer Partnerkanzlei von Freshfields in Johannesburg und ist happy mit seiner Entscheidung. Bei Secondments können angehende Rechtsanwälte bis zu einem Jahr bei Großkanzleien in einer ausländischen Niederlassung oder bei Partnerkanzleien internationale Erfahrung sammeln. "Bei Freshfields gibt es diese Möglichkeit eigentlich schon immer", sagt Farid Sigari-Majd, Partner bei Freshfields. Neu seien aber sogenannte Mini-Secondments, die zwischen vier und sechs Wochen dauern.

Während die klassischen Secondments für mindestens drei Monate eher für fortgeschrittene Rechtsanwaltsanwärter geeignet sind, können bei den Mini-Secondments auch jüngere Anwärter internationale Berufsluft schnuppern. Bereits im Bewerbungsgespräch werde über diese Möglichkeiten gesprochen. "Und nur eine Minderheit unserer Associates nützt sie nicht" , ergänzt Sigari. Denn bei Freshfields werde auch in der Ausbildung vor Ort großer Wert darauf gelegt, international tätig sein zu können, ergänzt er. Während für die kurzen Secondments nur Niederlassungen in Kontinentaleuropa zur Verfügung stehen, steht für das klassische Secondment die ganze Welt offen. Zwei Mal im Jahr kann man sich dafür bewerben und dabei zwei Wunschdestinationen bekanntgeben. "Das eine ist der Wunsch des Kandidaten, das andere der Bedarf der Kanzlei", sagt Sigari.

Drei Monate vor sich

Natürlich werde versucht, auf die Wünsche und den Fachbereich der Teilnehmer einzugehen, aber bei den beliebtesten Destinationen New York oder London sei das nicht immer möglich. Wien stehe bei internationalen Associates aber auch weit oben auf der Liste. Derzeit arbeiten Rechtsanwaltsanwärter unter anderem aus Moskau, Madrid, Paris in der Wiener Niederlassung. Um die organisatorischen Vorbereitungen – von der Schulplatzsuche für die Kinder über eine Unterkunft bis zum Transport inklusive Kosten – kümmert sich das Global-Mobility-Team von Freshfields.

Auch bei Zamani stand New York neben Japan ganz oben auf der Präferenzliste. Letztendlich hätten die möglichen Secondments dort aber nicht so gut in seinen Zeitplan gepasst, sagt der 28-Jährige. Auch wenn er jetzt bei einer Partnerkanzlei von Freshfields arbeite, sei die Arbeit ähnlich organisiert wie bei Freshfields. Ein gleichaltriger Buddy habe sowohl bei der Eingliederung in die Kanzlei als auch bei Aktivitäten außerhalb des Offices geholfen. Im Unterschied zu Österreich seien in Südafrika die Hierarchien flacher. "Unabhängig von den Senioritätsstufen reden Leute hier im Büro viel offener miteinander", sagt er. Aus fachlicher Sicht – in Wien ist Zamani Mitglied der Praxisgruppe Globale Transaktionen – ist die Branche Mining-Industrie für ihn Neuland, aber auch der Aspekt von Währungsschwankungen spiele hier bei Transaktionen eine wichtigere Rolle als in Europa.

Drei Monate hat Zamani noch vor sich. "Sobald sie zurück sind, sind die Associates wieder voll in die Kanzlei eingebunden. Bei den weiteren Karriereschritten werde das auch berücksichtigt", sagt Sigari. (Gudrun Ostermann, 24.9.2018)