Stockerau – Zwei Schülerinnen haben eine Klasse der Stockerauer Handelsschule verlassen – so viel ist unbestritten. Wie es dazu gekommen ist, darüber gibt es unterschiedliche Versionen. Laut dem Direktor der Schule ist alles "im besten Einvernehmen" passiert. Die FPÖ Niederösterreich sieht einen skandalösen Fall von Mobbing an österreichischen Schülern – unter Berufung auf Erzählungen einer Großmutter.

Diese berichtet in der Gratiszeitung "Heute": Ihre Enkelin und "ein anderes Mädchen waren die einzigen Österreicher in der Klasse. Das andere Mädchen verließ nach zehn Minuten weinend die Klasse." Der Grund: Mobbing durch die "ausländischen" Mitschüler. Die Enkelin habe die Schule nach nur einem Tag verlassen und suche nun eine Lehrstelle.

Hälfte der Schüler aus Österreich

Die FPÖ-Landtagsabgeordnete Ina Aigner zeigt sich in der Zeitung "fassungslos und erschüttert", schließlich wurde das Mädchen "aus der Schule gemobbt – weil es Inländer ist". Der Direktor der Schule habe nur an den Landesschulrat verwiesen.

In den "Niederösterreichischen Nachrichten" widerspricht ebendieser Direktor, Harald Rannert, aber heftig: Er habe erst aus der Zeitung von den Vorwürfen erfahren. Er kann sie sich nicht erklären – schließlich seien mehr als die Hälfte der Schüler in der betroffenen Klasse Österreicher.

"Im besten Einvernehmen"

Was laut Rannert stimmt: Eine Schülerin hat die Klasse gewechselt, weil sie in der Parallelklasse Freundinnen hatte. Die Enkelin der in "Heute" zitierten Frau habe die Schule "im besten Einvernehmen verlassen". Der erste Schultag habe nur zwei Stunden gedauert, die beiden anwesenden Pädagogen hätten die Schüler auch bis zum Tor begleitet – wann das Mobbing stattgefunden haben soll, könne er sich also nicht erklären.

Aigners Entgegnung: Rannert selbst habe sie an den Landesschulrat verwiesen, er könne also nicht aus der Zeitung von den Vorwürfen erfahren haben. Sie sei überzeugt davon, dass die Vorwürfe stimmen, schließlich habe sie "selbst mit der Großmutter des Mädchens geredet und auch mit anderen Eltern. Ein Vater hat sogar gemeint, er dachte, er sei in einem Flüchtlingsheim", wird Aigner in der "NÖN" zitiert.

Ausländer dem Aussehen nach

Und: Die Klassenfotos würden eine klare Sprache sprechen, beim Lokalaugenschein vor der Schule habe Aigner auch viele junge Ausländer gesehen. Aigner möchte jedenfalls "nicht lockerlassen".

Was auch immer tatsächlich in der Schule in Stockerau passiert sein mag, auf Facebook findet der "Heute"-Artikel eindeutigen Niederschlag in den Kommentaren: "Österreicher gehören getrennt unterrichtet", wird da geschrieben, oder "Weit sind wir gekommen, im eigenen Land wegen seiner Herkunft diskriminiert zu werden". Und: "Tja, das ist die Realität!" (red, 24.9.2018)