Viele Gründer nehmen ihr privates Vermögen in die Hand.

Österreichische Jungunternehmer finanzieren sich vor allem durch eigenes Erspartes. Ihr größtes Problem ist offenbar, passende Mitarbeiter zu finden: Besonders im IT-Bereich fehlen Experten. Und nach wie vor ist der typische Gründer männlich und zwischen 25 und 39 Jahre alt.

Das sind zentrale Ergebnisse des Austrian Start-up Monitors 2018, für den über 500 Gründerinnen und Gründer befragt wurden. Die Studie ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit des Austrian Institute of Technology (AIT), der Start-up-Dachplattform Austrian Startups und des Gründungszentrums der Wirtschaftsuniversität Wien.
Zu den Details der Studie: Die bedeutsamste Finanzierungsquelle heimischer Start-ups ist das eigene Ersparte (rund 81 Prozent, siehe Grafik). Es folgen öffentliche Förderungen und Unterstützungen (55 Prozent) sowie Business Angels (33 Prozent).

Die Erklärung dafür, dass so viele ihr privates Geld in die Hand nehmen, sei auch in den Gründungsmotiven zu finden, sagt Markus Raunig, Geschäftsführer von Austrian-Startups: Neun von zehn Befragten geht es darum, eine eigene Idee zu verwirklichen oder ein Problem zu lösen. Eine alternative Erklärung sei "eine Finanzierungslücke in den ganz frühen Phasen der Start-up-Gründung", so der Co-Autor der Studie.

Vor allem Männer

Die Studie weist auch aus, wie sich die Start-up-Community zusammensetzt: 62 Prozent der Gründer und Gründerinnen und damit fast zwei Drittel sind zwischen 25 und 39 Jahre alt. Die Mehrheit (88 Prozent) sind immer noch Männer. Raunig sieht aber einen "Lichtblick": Etwa ein Drittel aller Start-ups (29 Prozent) hat laut Befragung zumindest auch eine Frau im Gründungsteam. "Das zeigt, dass aktiv auf das Thema Diversität geschaut wird."
Weitere Ergebnisse: 75 Prozent der Gründer und Gründerinnen haben einen Uniabschluss. Immerhin 15 Prozent von ihnen kommen aus dem Ausland.

Mit Abstand die meisten Gründungen (51 Prozent) finden übrigens in Wien statt. Es folgen die Steiermark und Oberösterreich mit je zwölf Prozent. Sieben Prozent der Start-ups werden in Niederösterreich und sechs Prozent in Kärnten gegründet, fünf Prozent in Vorarlberg, vier Prozent in Salzburg. In den Bundesländern Tirol (zwei Prozent) und Burgenland (ein Prozent) gründen vergleichsweise wenige. Die befragten Start-ups beschäftigen im Schnitt rund acht Mitarbeiter. Das Geschlechterverhältnis unter den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Start-ups beträgt 1:2. Im Schnitt sind 68 Prozent männlich und etwa halb so viele (32 Prozent) weiblich.

Mangel an IT-Experten

Neun von zehn der befragten Jungunternehmer planen in den nächsten zwölf Monaten Neueinstellungen. Im Schnitt sollen vier neue Mitarbeiter je Start-up eingestellt werden, eine geplante Mitarbeitersteigerung um 40 Prozent. Größtes Problem der Start-ups allerdings: passende Mitarbeiter zu finden, besonders im IT-Bereich. 70 Prozent haben offenbar Schwierigkeiten beim Recruiting. Sie stünden in Konkurrenz mit Großkonzernen. "Beim Gehalt ist es für junge Unternehmen natürlich schwierig mitzuhalten, aber sie können mit viel Autonomie und flexiblen Arbeitszeiten punkten", sagt Raunig.

Österreichische Start-ups sind großteils im IT-Bereich tätig. Mehr als ein Drittel (35 Prozent) der Gründungen entfällt auf IT und Softwareentwicklung. Gefolgt mit jeweils rund zehn Prozent von Biotechnologie und Medizintechnik sowie industrieller Technologie und Elektronik.

Wünsche an die Politik

Auch um Politik ging es in der Befragung. Nur jeder achte befragte Gründer ist demnach der Meinung, dass die österreichische Bundesregierung ein ernstzunehmendes Interesse an der Unterstützung von Start-ups hat. Die Senkung der Lohnnebenkosten (75 Prozent) und der Abbau bürokratischer Hürden (70 Prozent) sind die bedeutendsten Wünsche an die Politik.

Finanziert wurde die Studie durch die Austria Wirtschaftsservice (aws), die Wirtschaftskammern Österreich (WKÖ) und Wien (WKW), den Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFTE), die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), die Industriellenvereinigung (IV) sowie die Wirtschaftsagentur Wien. (Lisa Breit, 26.9.2018)