Das Volkstheater soll bald in neuem Glanz erscheinen.

Foto: Volkstheater Wien

Wien – Die Funktionssanierung im Volkstheater Wien ist auf Schiene. Auch der Bund bekennt sich zu jenen "bis zu 12 Millionen Euro", die von der Vorgängerregierung in Aussicht gestellt worden waren, ohne jedoch budgetäre Bedeckung sicherzustellen. Voraussetzung sind jedoch stärkere Kontrollmechanismen im Zuge des Projekts, das nun wie geplant umgesetzt werden kann.

Das ist der Succus eines Hintergrundgespräches, zu dem heute Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) und Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) im Wiener Rathaus geladen hatten. Bei diesem erstmaligen Besuch des Ministers im Büro der Stadträtin wurde von beiden Seiten die gute Zusammenarbeit betont, die beim Theater in der Josefstadt und der Secession auch bereits Früchte getragen habe. "Beide haben wir die Frage des Volkstheaters geerbt", sagte Kaup-Hasler. "Geeinigt in großer positiver Sorge" habe man in vielen Gesprächen nun eine gemeinsame Vorgangsweise gefunden.

Besondere Sorgfalt bei Steuergeld

Während es in Wien für den 12-Millionen-Euro-Anteil der Stadt entsprechende Beschlüsse von Stadtsenat (Blümel: "Da war ich dabei.") und Gemeinderat gegeben habe, sei beim Bund nur ein "letter of intent" vorgelegen, sagte Blümel, der betonte, vom Vorwissen und der Erfahrung Kaup-Haslers im Theaterbereich zu profitieren. "Es gibt ein Bekenntnis von Stadt und Bund zum Volkstheater als eines der wichtigsten Sprechtheater Wiens, und es ist unbestritten, dass es saniert werden soll."

Man habe jedoch weitere Unterlagen und Erkenntnisse gesammelt und könne nun sagen: "Aus meiner Sicht steht die Zusage des Bundes – allerdings unter gewissen Planungsvoraussetzungen. Wenn Steuergeld verwendet wird, muss das sorgsam geschehen. Das Volkstheater muss klare Verantwortliche und eine professionelle Projektorganisation sicherstellen." Und, wie schon bisher bekannt, 3,3 Millionen Eigenmittel. Kaup-Hasler: "Da werden wir sehen, wie sie das machen."

Baukontrolle

Wenn verbindliche Angebote für 80 Prozent der ausgeschriebenen Gewerke vorlägen, gäbe es Grünes Licht für den Bundes-Anteil, für die man die ersten Anteile durch Umschichtungen freimachen wolle, so Blümel. Für den Bund sollen Dipl.Ing. Stephan Koller das Projekt kontrollierend begleiten, für die Stadt Wien Dipl. Ing. Stephan Spindlböck von der Baudirektion. "Wir freuen uns, wenn zwischen diesen beiden Herren ein Austausch entsteht", betonte Kaup-Hasler, die außerdem ankündigte, dass dem kaufmännischen Direktor Cay Stefan Urbanek für die Dauer des Projekts ein Experte mit Bauerfahrung als Prokurist zur Seite gestellt und eine externe begleitende Kontrolle ausgeschrieben werden soll.

"Im Grunde sind das relativ normale Dinge", sagte die Stadträtin. "Es hat auch keinen großen News-Wert. Wir sagen ja nur, dass wir unsere Arbeit machen. Und wir versuchen, sie richtig zu machen." Neues gibt es dagegen aus dem Stiftungsrat des Volkstheaters: "Der ÖGB öffnet seine Tore", meinte Kaup-Hasler und kündigte an, dass Bund und Stadt künftig je drei (statt bisher eines) Mitglieder entsenden werde, der ÖGB sechs (statt bisher zehn).

Die Zeit nach Anna Badora

Für die inhaltliche und strukturelle Positionierung des Volkstheaters nach dem Abgang von Direktorin Anna Badora 2020 kündigte die Stadträtin einen umfassenden und öffentlichen Nachdenkprozess über unterschiedliche Theatermodelle an. "Das will ich in den Raum schmeißen. Ich bin auch bereit, meine nicht existierende Yoga- und Jogging-Stunde zu opfern und jeden Tag um 8 Uhr im Café Eiles unterschiedliche Menschen zu treffen, um mir jeweils eine Stunde lang ihre Ideen zum Volkstheater anzuhören. Ab sofort trifft man mich dazu im Eiles – wenn man sich vorher anmeldet."

Auch mit den Intendanten Herbert Föttinger (Theater in der Josefstadt), Robert Meyer (Volksoper) und Martin Kusej (designierter Burgtheater-Direktor) rede sie, "weil die Theaterlandschaft in Bewegung ist". Ziel ist es, gegen Ende des Jahres die Ausschreibung für die künftige künstlerische Leitung des Volkstheaters ab der Saison 2020/21 zu formulieren.

Volkstheater reagiert erfreut

"Wir verstehen dieses öffentliche Commitment als verbindliche Zusage, dass von Seiten der Fördergeber 24 Millionen Euro zur Verfügung stehen, und darüber freuen wir uns sehr. Somit wird auch der bestehende Zeitplan von Stadt und Bund mitgetragen." So kommentierte Cay Stefan Urbanek, kaufmännischer Direktor am Volkstheater Wien, die Einigung zur Finanzierung der Sanierung des Hauses.

Zu "etwaigen zusätzlichen Kontrollmechanismen" könne er aber "noch keine konkreten Aussagen treffen, weil die kolportierten Forderungen noch nicht an uns herangetragen wurden bzw. konkret einzuordnen sind", so Urbanek in einem schriftlichen Statement weiter. "Die aktuelle Projektstruktur der Generalsanierung des Volkstheaters orientiert sich an der erfolgreich umgesetzten Sanierung von Josefstadt und Kammerspielen und ist vor Projektstart mit den Fördergebern besprochen worden."

Von den geforderten 3,3 Millionen Euro Eigenleistungen seien bereits 1,2 Millionen Euro in die Modernisierung des Zuschauerraumes investiert worden, eine Spendenaktion, die für denkmalschützerische Maßnahmen bereits 100.000 Euro eingebracht hat, soll fortgesetzt werden. (APA, 26.9.2018)