Genf – "Mehr als 25 Prozent der Pflanzen und Tiere in Feuchtgebieten sind in Gefahr, auszusterben", heißt es im aktuellen Bericht der Ramsar-Konvention. Zwischen 1970 und 2015 seien 35 Prozent der Feuchtgebiete weltweit verloren gegangen – schuld seien Faktoren wie der Klimawandel, Umweltverschmutzung und Städtebau in Küstenregionen und Flussmündungen. "Wir müssen diesen Trend dringend gemeinsam umkehren, und damit die Zukunft der Feuchtgebiete und auch unser eigenes Überleben sichern", sagte Martha Rojas Urrego, Generalsekretärin der Konvention.

Die Ramsar-Konvention stammt als eines der ältesten internationalen Naturschutzabkommen aus dem Jahr 1971 und ist nach der Stadt im Iran benannt, wo die Konvention ausgehandelt wurde. Mehr als 170 Länder haben sie ratifiziert und sich verpflichtet, Feuchtgebiete zu schützen. Vertreter dieser Länder tagen vom 21. bis 29. Oktober in Dubai und werden sich mit dem besorgniserregenden Befund des Reports zu befassen haben.

Hintergrund

Die Autoren schätzen den Umfang der Feuchtgebiete weltweit auf 12,1 Millionen Quadratkilometer. Ein Drittel davon befindet sich in Asien, in Europa sind 12,5 Prozent. Dazu gehören Seen, Sumpfland, Küstenregionen, Lagunen, Mangroven und Korallenriffe. Für die Artenvielfalt haben sie entscheidende Bedeutung: 40 Prozent aller Spezies leben oder brüten dort, bilanzieren die Naturschützer.

Und die Spezies Mensch ist auf Feuchtgebiete nicht minder angewiesen: Direkt oder indirekt liefern diese Regionen praktisch das gesamte Trinkwasser für die Menschheit. Sie versorgten die Menschen mit Essen und genetischen Ressourcen für Medikamente, heißt es im Bericht weiter. Sie verhinderten Überschwemmungen, schützten Küsten und regulierten das Klima.

Bedroht würden die Gebiete neben der Bebauung auch durch wachsenden Abfluss von Düngemitteln. Der Einsatz sei nach UN-Schätzungen in den vergangenen zehn Jahren zum 25 Prozent gestiegen. Dadurch wachsen in den Feuchtgebieten artfremde Pflanzen so rasant, dass sie anderen Pflanzen und Tieren Sauerstoff nehmen, wie die Autoren schreiben. In anderen Fällen veränderten immer mehr Staudämme den ursprünglichen Wasserhaushalt an Flüssen. 80 Prozent der Abwässer fließen nach dem Bericht außerdem ungenügend gefiltert in Feuchtgebiete. (APA, red, 27. 9. 2018)