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Das vermeintlich klassische Duell von Ratte und Katze, hier in einer Skulptur des chinesischen Künstlers Wang Du festgehalten, findet laut einer aktuellen Studie in Wirklichkeit eher selten statt.

Foto: REUTERS/Wolfgang Rattay

New York – Wenn in einem Siedlungsgebiet die Ratten überhandnehmen, lässt die lokale Verwaltung als umweltfreundliche Alternative zu Giftködern ganz gerne mal Katzen los. Und tatsächlich verschwinden die lästigen Nager dann größtenteils – allerdings nicht aus dem Grund, den man gemeinhin annimmt. Das bilanzieren Forscher nach einem "Freilandversuch" im Stadtgebiet von New York und kommen zum Schluss, dass Katzen für die Eindämmung von Rattenplagen ungeeignet sind.

Der Versuch

Das Team um Michael Parsons von der Fordham University konnte für sein Experiment auf ein ganz besonderes Gelände zurückgreifen. Dabei handelte es sich um eine Müllaufbereitungsanlage in New York City, die von einer Rattenkolonie besiedelt worden war – und später hatte dort auch eine kleine Population verwilderter Hauskatzen ihre Reviere gefunden. Beide Spezies waren also gewissermaßen in wildlebendem Zustand vor Ort. Doch wie würden sie miteinander umgehen?

Um die Interaktionen von Katzen und Ratten nachverfolgen zu können, platzierten die Forscher zum einen Videokameras auf dem Gelände, zum anderen wurden Ratten gefangen, mit Mikrochips versehen und wieder ausgesetzt. Dann legten sich die Forscher auf die Lauer.

Nach 79 Tagen der Beobachtung beendeten sie den Versuch – und das Ergebnis war ausgesprochen mager. Im gesamten Zeitraum, festgehalten auf über 300 Videos, wurden ganze drei Attacken von Katzen auf Ratten festgestellt. Zwei davon endeten für die Ratte tödlich – der dritte Angriff mündete in eine Verfolgungsjagd, an der die Katze schließlich die Lust verlor und aufgab.

Nebeneinander mit wenig Berührungspunkten

Laut Parsons führten zwei Verhaltensweisen zu diesem Ergebnis. Auf der Katzenseite war es ein weitgehendes Desinteresse an den Ratten, das die Forscher mit Blick auf frühere Studienergebnisse auch nicht überrascht hat. Hauskatzen machen lieber Jagd auf kleinere und weniger wehrhafte Beute: Mäuse und Vögel, die es auf 30 Gramm bringen anstatt der 300 einer ausgewachsenen Wanderratte. Dass Katzen die Erzfeinde von Ratten sind, ist laut den Forschern ein Klischee. Tatsächlich würden sie nur auf Rattenjagd gehen, wenn sie sehr hungrig sind und keine Alternative haben.

Die Ratten wiederum taten trotzdem alles, um den Raubtieren aus dem Weg zu gehen. Sie sind offenbar lieber übervorsichtig. Wo Katzen durchs Gelände streiften, versteckten sich die Ratten, wie die Auswertung der Daten zeigte – patrouillierende Menschen hatten übrigens keinen derartigen Effekt.

Das Resultat: Lässt man Katzen frei, sieht man anschließend tatsächlich weniger Ratten. Allerdings ist es ein Fehlschluss, zu glauben, die Katzen hätten die Schädlinge gefressen. Die verstecken sich nur, und das Problem besteht weiter. Für die Bekämpfung von Rattenplagen haben Katzen also kaum Nutzen, so die Forscher. Zumindest keinen, der den Schaden aufwiegen würde, den die kleinen Jäger an der städtischen Vogelwelt anrichten, die davon bald kein Lied mehr singen kann. (red, 30. 9. 2018)