Der Ausblick in die Strompreiszukunft ist zwar leicht vernebelt, eines aber scheint klar: Strompreise auf Tiefstniveau wie in den vergangenen Jahren wird es so rasch nicht mehr geben.

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Mit der Liberalisierung des Strommarkts in Europa 2001 zog erstmals Wettbewerb in die zuvor strikt abgeschottete Branche ein. Die Elektrizitätsunternehmen verschlankten, die Preise sanken. Nach Jahren extrem günstigen Stroms zeigt die Preiskurve wieder nach oben.

Warum wird Strom teurer?

Fast in ganz Europa haben sich die Großhandels-Strompreise schon den Sommer über nach oben entwickelt. Das liegt unter anderem an den teureren CO2-Zertifikaten. In Österreich kommt hinzu, dass die gemeinsame Strompreiszone mit Deutschland per 1. Oktober Geschichte ist.

Wie wirkt sich das aus?

Strom wird in Österreich durchschnittlich teurer. Bisher konnten nahezu unbeschränkte Mengen nach Österreich importiert werden. In der Regel kauften Händler dann Strom in Deutschland, wenn die Windräder an Nord- und Ostsee hohe Überschüsse liefern, die den Preis zusätzlich drücken. Das geht künftig nur mehr beschränkt.

Was passiert bei der Trennung?

Es wird ein künstlicher Engpass geschaffen. Man kann das mit einem Autobahnteilstück vergleichen, auf dem bisher eine Million Lkw pro Jahr unterwegs waren. Dann wird eine Schikane errichtet und es können nur mehr 500.000 Lkw fahren. Wer wie oft unterwegs sein darf, hängt vom Preis ab, den der Frächter zu zahlen bereit ist. Ähnlich ist es ab Montag auf der Stromautobahn.

Warum das Ganze?

Das hat die europäische Regulierungsbehörde Acer verfügt, sie verspricht sich davon eine Verbesserung der Netzstabilität. Das wahre Problem sind fehlende Netzkapazitäten, um den vielen Windkraftstrom aus Norddeutschland in die Verbrauchszentren Bayerns und Baden-Württembergs zu bringen. Kauft Österreich unbeschränkt zu, entsteht zusätzlich eine Sogwirkung, die die schwachen Netze zum Glühen bringt, wird argumentiert.

Was hat der CO2-Preis mit dem Strompreis zu tun?

Wenn der Preis für Kohlendioxid steigt, verteuert das die Produktion von Strom in Kohle- und Gaskraftwerken – ein von der Politik durchaus erwünschter Effekt, um die Energiewende voranzubringen. Der Kohlenstoffpreis hat sich nicht zuletzt durch die Ankündigung, bis zu einem Viertel der CO2-Zertifikate aus dem Emissionshandelssystem ETS zu nehmen, auf rund 20 Euro je Tonne Kohlendioxid fast verfünffacht.

Wann schlägt sich das alles beim Endverbraucher nieder?

Das hängt unter anderem davon ab, welcher Energieversorger sich wann wie stark mit Strom eindeckt hat. Die Salzburg AG hat schon am 1. Juli den Strompreis erhöht. Ein Durchschnittshaushalt muss knapp 2,70 Euro pro Monat mehr zahlen. Die Energieallianz (Wien Energie, EVN, Burgenland Energie) erhöht die Preise mit kommenden Montag.

Die monatlichen Mehrkosten werden mit drei Euro beziffert. Kunden der Energie Steiermark zahlen Anfang 2019 um zwei Euro pro Monat mehr. Die Tiwag überlegt eine Erhöhung Anfang 2019. Kelag und Verbund warten noch. "Gehen die Preise weiter nach oben, werden auch wir etwas tun", heißt es beim Verbund. Bei der Kelag schließt man Preisanpassungen heuer und auch Anfang 2019 aus, dann werde man sehen. Nichts zu befürchten haben bis auf weiteres die Oberösterreicher. Sowohl Energie AG als auch Linz AG haben ein Preisversprechen bis Anfang 2020 gegeben. (29.9.2018)