Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht die Möglichkeit, dass die nächste Finanzkrise durch eine Cyberattacke ausgelöst werden könnte. "Derzeit konzentrieren wir uns bei der EZB stark auf Cybersicherheit", sagte EZB-Direktor Benoit Coeure dem "Tagesspiegel" laut einem am Sonntag veröffentlichten Vorausbericht. "Schließlich wollen wir nicht, dass die nächste Krise von einem Hackerausgelöst wird."

Schutzmaßnahmen

Deshalb seien kontinuierliche Investitionen nötig, um das Finanzsystem vor Cyberangriffen zu schützen. Dazu habe die EZB ein Rahmenwerk für simulierte Hackerangriffe im Finanzsektor entworfen. Auch für die Bankenaufsicht werde Cybersicherheit wichtiger. "Geldinstitute müssen Angriffe auf ihre Systeme melden", nannte Coeure als Beispiel. "In den kommenden Jahren werden wir noch sehr viel mehr Initiativen in dieser Richtung sehen."

Seit der Finanzkrise vor zehn Jahren habe sich viel getan, um das Finanzsystem stabiler zu machen, sagte der EZB-Direktor. "Allerdings sind wir noch nicht am Ziel." Teile des Finanzsystems, etwa Schattenbanken, seien noch nicht angemessen reguliert. Coeure warnte auch vor Ermüdungserscheinungen bei der Regulierung. Die Banken versuchten, diese wieder aufzuweichen. "Wir müssen dranbleiben und die Regeln verteidigen, die das Finanzsystem weniger krisenanfällig gemacht haben."

Zinsen

Die Leitzinsen würden noch mindestens über den Sommer 2019 hinaus auf dem derzeitigen Rekordtief von 0,0 Prozent verharren, bekräftigte Coeure die jüngsten Äußerungen von EZB-Chef Mario Draghi. "Die geldpolitische Normalisierung hat begonnen, aber es wird schrittweise vorangehen." (APA, 30.9.2018)