Derzeit sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, wenn es um die Ankurbelung des E-Auto-Absatzes geht. Die Stromer werden jetzt schon ordentlich privilegiert, beispielsweise durch satte Förderungen bei der Anschaffung und die Befreiung von Normverbrauchsabgabe und Versicherungssteuer. Dazu kommen weitere Begünstigungen, beispielsweise beim Sachbezug. Der fällt bei konventionellen Firmenautos an, die privat genutzt werden, nicht aber bei E-Autos. Das Privileg kann mehrere Tausend Euro im Jahr ausmachen. Kein Wunder, dass vor allem Firmen und öffentliche Stellen ihren Mitarbeitern eine Fahrfreude bereiten – auf Kosten der Steuerzahler.

Ein gewisser staatlicher Anreiz hat angesichts der CO2-Neutralität (im Betrieb) der E-Mobilität seine Berechtigung, zumal der in Österreich verwendete Strom zum überwiegenden Teil aus erneuerbaren Energieformen stammt. Dennoch sollte die Gießkanne nicht allzu prall gefüllt werden. Man muss genau darauf achten, welche Effekte einzelne Maßnahmen haben, um Fehlentwicklungen zu vermeiden.

So müssen recht kühne Thesen für die Kritik am beabsichtigten Aus des "Lufthunderters" für E-Autos herhalten. Unterschiedliche Geschwindigkeiten als Verkehrsrisiko auszumachen erscheint angesichts der üblichen Tempobandbreite zwischen Pkws und Lkws nicht wirklich überzeugend. Dass hingegen die Rechtfertigung für die 100-km/h-Beschränkung, die ja aus Gründen des Immissionsschutzes verhängt wird, bei E-Autos wegfällt, ist ein triftiges Argument für die Bevorzugung der Stromer.

Nadelöhr in der Stadt

Ganz anders sieht es bei der Freigabe von Busspuren für elektrisch betriebene Pkws aus. Ein CO2-freies Auto verbraucht nicht weniger Fläche – und die ist das entscheidende Nadelöhr in der Stadt – als ein spritbetriebenes. Mit der freien Spur wird zudem ein Anreiz geschaffen, mit dem Auto die Stadt zu queren. Gleichzeitig wird den Öffis gleichsam ein Elektroschock versetzt, indem ihre Busspuren, von staatlicher Hand gelenkt, vollgestopft werden.

Ganz generell darf die Bevorzugung der Elektroautos nur mit Augenmaß erfolgen, solange sie nur etwas für Betuchte sind. Subventionen für das Drittauto im Nobelvorort sind gesellschaftspolitisch verfehlt. Zudem ist der Fortschritt der E-Autos sowohl hinsichtlich Preis als auch hinsichtlich Reichweite beträchtlich, sodass die Stromer bald massentauglich werden sollten. Und Marktfähigkeit ist immer noch das beste Argument für eine neue Technologie.(Andreas Schnauder, 3.10.2018)