Windräder sind im Schnitt zu laut, sagt die Weltgesundheitsorganisation und drängt auf niedrigere Lärmemissionswerte. In Österreich seien die bereits großteils erfüllt, sagen heimische Branchenvertreter.

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Genf/Wien – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) macht den Don Quijote. Wie das literarische Vorbild aus Spanien steht die in Genf beheimatete UN-Organisation im Zwist mit den Giganten, weil diese ihrer Meinung nach im Schnitt zu laut und problematisch für die Gesundheit sind. Der Lärm von Windrädern sollte tagsüber durchschnittlich unter 45 Dezibel bleiben, regt die WHO in einer neuen Leitlinien an.

"Lärm von Windenergieanlagen oberhalb dieses Wertes ist mit schädlichen gesundheitlichen Auswirkungen verbunden", heißt es in einem kürzlich publizierten Bericht der Organisation. Für die nächtliche Höchstbelastung spricht die WHO keine Empfehlung aus. Dafür gebe es noch nicht genügend aussagefähige Studien.

Striktere Regelungen auch für Verkehrslärm

Für Straßen-, Schienen- und Luftverkehr empfiehlt die WHO ebenfalls strikte Grenzen: für die durchschnittliche Lärmbelastung durch Straßenverkehr tagsüber nicht mehr als 53 Dezibel, bei Schienenverkehr nicht mehr als 54 Dezibel und für Flugverkehr nicht mehr als 45 Dezibel. Die nächtlichen Richtwerte liegen einige Dezibel darunter.

Die Werte für Straßen-, Schienen- und Luftverkehr weichen voneinander ab, weil unterschiedlicher Lärm unterschiedliche gesundheitliche Folgen hat. So liefere eine Autobahn eine ständige Geräuschkulisse, so die WHO. Ein vorbeifahrender Zug mache kurzfristig Lärm, worauf eine längere Ruhephase folge.

Europaweit strengste Regelungen

Österreichs Windkraftbetreiber sehen sich bezüglich Lärmentwicklung großteils auf der sicheren Seite und fürchten keine weiteren Konsequenzen durch den Vorstoß der Weltgesundheitsorganisation. "Die vorgeschlagenen Leitlinien der WHO sind bereits mit der Beurteilungspraxis der österreichischen Sachverständigen in der Regel erfüllt", sagt der Geschäftsführer des Interessenverbands IG Windkraft, Stefan Moidl. "Österreich hat europaweit eine der strengsten Regelungen, wie Schallemissionen von Windkraftanlagen in Bewilligungsverfahren behandelt werden." (Günther Strobl, 12.10.2018)