Die "Präsidentin" wollte rasch eine eigene Staatenbund-Währung drucken lassen. Der Euro sei Geld eines "Freimaurerunternehmens".

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Graz – Irgendwann während ihrer stundenlangen Einvernahme sagt die "Präsidentin" einen Satz, der vielleicht einiges erklärt: "Dann, ja dann sind wir am Übergang in das goldene Zeitalter." Und sie, die Chefin dieses Bundes der "wirklichen Menschen aus Fleisch und Blut", wähnt sich auf diesem Weg nach Wolkenkuckucksheim wohl als Heilsbringerin, als Erlöserin von all den Fesseln und Knebeln, mit denen sie und die Ihren, die Anhänger des "Staatenbundes Österreich", nach eigenen Aussagen "geknechtet" werden.

Es sind nicht weniger als 2.700 Staatsbürger in Österreich, die bereits in diese entrückte Realität des "Staatenbundes Österreich" innerlich ausgewandert sind. Die Führungselite dieser Fantasiegesellschaft jedoch ist seit Monaten woanders sesshaft: im Grazer Gefängnis, von wo sie jetzt täglich in den großen Gerichtssaal geführt wird, um wie weitere Führungskräfte der staatsfeindlichen Gruppierung, die nicht inhaftiert sind, auf der Anklagebank Platz zu nehmen.

Anhänger abgezockt

Ihnen allen – es sind 14 Angeklagte aus ganz Österreich – wirft die Staatsanwaltschaft Anstiftung zum Hochverrat und schweren Betrug vor. Immerhin sollen sie führende Militärangehörige angehalten haben, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens mittels eigener "Staatenbund"-Haftbefehle festzunehmen, weil sie in "ihren" Staat eingegriffen hätten. Zudem sollen sie die eigenen Anhänger abgezockt haben.

Die Hauptangeklagte, die "Präsidentin", eine Energetikerin, versteht bis heute nicht, warum sie hier vor Gericht sitzt – und dass ihr 20 Jahre Haft drohen. Jeden Tag aufs Neue klagt sie der Richterin vor, sie werde "gegen das Völkerrecht festgehalten. Wir sind ein souveräner Staat, und ihr seid für uns nicht mehr zuständig." Punktum!

Der Staatsanwalt erlaubt sich am dritten Verhandlungstag aber doch noch die eine oder andere Frage: Wie sie denn dazu komme, eigene Autokennzeichen auszugeben, die "Staatenbündler" aufzufordern, ihre Kredite nicht mehr zurückzuzahlen, oder anzuregen, Gerichtsvollzieher eigenhändig festzunehmen? "Die Präsidentin" im pinken Langarmshirt schüttelt lachend den Kopf über die Unwissenheit des Staatsanwaltes. Ob er es denn noch immer nicht begriffen habe, "wir sind in einem anderen Rechtskreis. Wir sind im Völkerrecht und nicht im Handelsrecht." Denn Österreich sei eine Firma, deren Staatsbürger nur "handelsrechtliche Personen". Sie aber seien "Menschen aus Fleisch und Blut".

Eigene Staatenbund-Währung

Es gelten eigene Regeln, alles andere, was so der "andere" Staat von ihnen verlange, sei im Grunde Powidl. Wie ein Gewerbeschein etwa, eine Kfz-Zulassung oder ein Grundbuch. Für alles sorge der Staatenbund mit eigenen Dokumenten. Die eingehobenen Gebühren flössen in die "Staatskasse", um möglichst rasch eine Staatswährung drucken zu können. Denn der Euro sei lediglich "Privatgeld eines privaten Freimaurerunternehmens", ist die "Chefin" auf einem der Tonbandprotokolle zu hören.

Der Staatsanwalt, nach wie vor die Ruhe in Person, fragt leise nach, ob sie nicht auch der Meinung sei, dass sie all die Leute getäuscht habe, dass denen nicht klar war, dass sie hier gegen staatliches Recht verstoßen. "Welches Recht?", fragt sie zurück. "Wir haben unser eigenes Recht." "Ja, ein Fantasierecht", sagt der Ankläger, "sie wissen, dass das nach Österreichs Rechtsordnung nicht zulässig ist." Die "Präsidentin" wird laut: "Ihr seid für uns nicht mehr zuständig, wie oft soll ich das noch wiederholen."

Der "Staatenbund" ist Teil einer mittlerweile weltweiten Staatsverweigererszene. Der One People's Public Trust (OPPT) stellt die Legitimation von Nationalstaaten ebenso infrage wie die "Reichsbürger" und die "Freemen on the Land". Der Prozess ist bis Dezember anberaumt. (Walter Müller, 17.10.2018)