Reinhard Teufel, Kabinettchef des Innenministers, warnt vor Extremismus.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Gefährliche "Rückkehrer" aus dem Syrienkrieg, radikalisierte Jugendliche, aufgehetzte Gewalttäter – Österreich hat ein Extremismusproblem. Darin sind sich viele Experten der österreichischen Extremismuspräventions- und Deradikalisierungsarbeit einig. Zusammen mit dem Bundesministerium für Inneres (BMI) schufen sie einen Plan, um Extremismus zu stoppen und Demokratie und Rechtsstaat zu stärken.

Gefahr abwenden

Am Dienstag gab es dazu im Innenministerium einen "Präventionsgipfel", Minister Herbert Kickl (FPÖ) sagte kurzfristig ab und ließ sich von seinem Kabinettchef Reinhard Teufel vertreten. "Radikalisierung findet Schritt für Schritt statt", warnte dieser. Als Extremist gelte derjenige, der die Demokratie schwächen wolle und bereit sei Gewalt anzuwenden, um seine Ideologie durchzusetzen.

Um diese Gefahr abzuwenden, müssten staatliche Behörden einerseits repressive Maßnahmen setzen, noch wichtiger seien allerdings präventive Lösungen, um Radikalisierung zu verhindern oder einen Ausstieg aus dem extremistischen Milieu zu ermöglichen. Ansetzen müsse man schon bei der Kinder- und Jugendarbeit.

Radikalisierung als Tabu

Insgesamt haben mehr als 70 Experten unterschiedlicher Berufsgruppen ihre Erfahrung in ein Strategiepapier einfließen lassen. Eine dieser Expertinnen ist Edit Schlaffer, Gründerin des Vereins "Frauen ohne Grenzen". Sie ist überzeugt, dass die Mütter am nächsten an gefährdeten Jugendlichen, die in den Extremismus abzudriften drohen, dran sind. "Die Mütter müssen gestärkt und geschult werden", sagte Schlaffer, insbesondere, um über das Thema sprechen zu können, denn: "Radikalisierung ist ein Tabuthema".

Fazit der Experten: Die beste Prävention gegen Extremismus sei ein starkes demokratisches Bewusstsein, gegenseitige Rücksichtnahme sowie die Inklusion in Arbeitswelt und Gesellschaft. (Aaron Brüstle, 23.10.2018)