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Agilität ist das Buzzwort schlechthin. Was steckt eigentlich dahinter?

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Die Digitalisierung schafft in hohem Tempo neue Spielregeln für den Wettbewerb, sie verändert die betriebliche Umwelt ununterbrochen. Was gestern noch Erfolg garantierte, kann morgen schon ins unternehmerische Desaster führen. Wie können Unternehmen in ihrem Angebot und Geschäftsmodell darauf reagieren? Agilität gilt hier als Schlüsselwort der Unternehmensführung. Sie beschreibt eine betriebliche Offenheit, Kreativität und die Fähigkeit, mit aktuellen Entwicklungen mitzugehen.

Frage: Was macht agile Firmen aus?

Antwort: Die Bereitschaft, Gewohntes hinter sich zu lassen, also sich von bislang Erfolg garantierenden Denk-, Auftritts- und Handlungsgewohnheiten zu lösen und sich dabei stets auf das Neue einzustellen. Doch die Veränderungsprozesse können nicht mittels Knopfdruck ausgelöst werden, sondern sindvielmehr eine Kombination aus Bewahren und Verändern. So entsteht eine Unternehmenskultur kontinuierlicher Selbsterneuerung. Für diese sind ununterbrochene Kommunikationsprozesse aller Mitarbeiter nötig. Gemeinsames Nachdenken statt hierarchischen Anordnens ist die Devise.

Frage: Die Zeitspannen, in denen neue Angebote auf den Markt kommen, werden immer kürzer. Wie gehen agile Firmen damit um?

Antwort: Sie folgen dem Leitsatz: "Liefere neue Angebote, funktionierende Produkte oder technische Lösungen regelmäßig innerhalb kurzer Zeitspannen ab". Agile Unternehmen befinden sich im steten Anfangen – das unterscheidet sie vom herkömmlichen Entwicklungsverständnis, das auf den in sich begrenzten Neuanfang setzt. Agilität setzt daher voraus, dass Fehler gemacht werden dürfen. Das istzwar ein Risiko, dieses lässt sich aber mithilfe von Feedbackschleifen, die im Entwicklungsprozess verankert sind und in regelmäßigen Abständen herangezogen werden, eingrenzen.

Frage: Betriebliche Agilität gibt es also nur mit Fehlertoleranz?

Antwort: Ja. Versuch und Irrtum sind für neue Erkenntnisse und schließlich auch Erfolge notwendig. Ohne positive Fehlerkultur sind agile Unternehmen schlicht undenkbar.

Frage: Welche Herausforderungen gibt es noch in agilen Unternehmen?

Antwort: Übermäßigen Leistungsdruck sowie Führungskräfte, die Agilität mit schnellerem Arbeiten, Leistungsverdichtung und größerer Produktivität verwechseln. Druck als beherrschendes Element des Betriebsklimas blockiert. Denn für die Agilität ist in erster Linie nicht die Effizienz des Tuns maßgeblich, sondern dessen Effektivität. Agilität, richtig verstanden, heißt zuerst "try something new" und dann "try harder".

Frage: Was wird von Mitarbeitern in agilen Unternehmen gefordert?

Antwort: Besonders der Mut, seine eigene Meinung einzubringen, sowie keine Angst vor Neuem zu haben, denn das lähmt. Ebenfalls müssen die Mitarbeiter im Geschehen bleiben, sich damit auseinandersetzen und so ihren eigenen Platz darin finden. So wie ein Unternehmen, das sich der Agilität verschließt, in sich steckenbleibt und ins Aus driftet, so geht es auch den Mitarbeitern, die sich der Agilität verweigern. Ziel muss daher auch die Beschäftigungsfähigkeit bleiben, die besonders im Doppelpack von Lern- und Veränderungsbereitschaft plus Ambiguitätstoleranz gelingt. Man sollte sich also fachlich, aber auch persönlich weiterentwickeln. So lernt man, wie man sich von Unsicherheit nicht entmutigen lässt – und wie man sich als Mitarbeiter und Unternehmen rechtzeitig auf die kontinuierliche Selbsterneuerung einstimmt. (Hartmut Volk, 16.11.2018)